Einmal pullern bei Victoria's Secret

Einmal pullern bei Victoria's Secret
Einmal pullern bei Victoria's Secret

von Jessica Mazur

Ich habe am Wochenende das gemacht, was gefühlte 99% der Hollywoodianer auch gemacht haben: ich habe mich auf die Suche nach Weihnachtsgeschenken gemacht. Meine Suche führte mich dabei u.a. ins völlig überfüllte Beverly Center, eine Einkaufsmall zwischen Beverly Hills und West Hollywood, die auf drei Stockwerken alles bietet, was das Shopping-Herz begehrt. Als ich mich gerade bei Victorias Secret durch Berge von Unterwäsche und Kosmetika wühlte, musste ich allerdings feststellen, dass ich den Laden nicht nur mit anderen Kaufwütigen teilen musste, sondern auch mit deren vierbeinigen Freunden.

Mein Blick fiel nämlich auf einen kleinen Hund, der offenbar einen der Kleiderständer mit einem Baumstamm verwechselte, das Bein hob und völlig unbekümmert in den Laden pullerte. Schöne Bescherung! Mein erster Gedanke war: Oh, oh! Das gibt Ärger. Aber denkste! Die Verkäuferinnen überschlugen sich fast mit Freundlichkeit, tätschelten den Hund, strahlten die Hundebesitzerin an und zeigten großes Verständnis für Wuffis schwache Blase, während sie das Malheur aufwischten. Es hätte nur noch gefehlt, dass die Frauen dem kleinen Kläffer noch ein Leckerchen für die Pfütze im Laden spendierten.

Eigentlich hätte ich mich aber nicht wundern sollen, denn dass in Los Angeles nicht länger das Motto Der Kunde ist König gilt, sondern es in vielen Geschäften stattdessen heißt Der Kläffer ist König, hört man immer wieder. Der Grund: in der Stadt LA leben über 125.000 Hunde, viele davon klein und handlich. Und da immer mehr Frauen es Paris Hilton gleich tun, d.h. ihren Hund als Accessoire betrachten und ÜBERALL mit hinschleppen, versprechen sich immer mehr Geschäfte in der City höhere Umsätze, wenn sie sich einen Namen im Bereich besonders hundefreundlich machen und sämtliche Wir müssen draußen bleiben Schilder für immer verdammen.

Hund ist allerdings nicht gleich Hund in Hollywood, denn es gibt besondere Regeln, die beachten werden müssen. So sind im Beverly Center zum Beispiel nur Hunde erlaubt, die, laut Aushang, klein sind und auf dem Arm oder in einer Tasche mitgeführt werden können. Wenn der WauWau mehr als 20 Pfund wiegt, ist er not welcome. Oh je, ich sehe schon eine Welle von Hunden auf Diät auf mich zuschwappen...;-) Die beliebte Open Air Einkaufsmall The Grove handhabt das etwas anders. Da lautet die Regel, dass jeder Hund willkommen ist, der gut erzogen und an einer Leine ist und kein Interesse daran hat, Leute zu beißen.

Ja, das kann ich als Käufer nur unterstützen! Die edlen Einkaufshäuser in Beverly Hills, wie Saks Fifth Avenue, Nordstrom oder Barneys erlauben hingegen allen Hunden den Zutritt, denn einem Sprecher zufolge gehen sie davon aus, dass ihre gehobene Kundschaft sowieso nur wohlerzogene Hunde mit in die Geschäfte bringen würde. Aha! Viel im Portemonnaie = viel im Kopf? Das ist ja mal ganz was Neues! Aber es muss wohl was dran sein, denn die hippen Szeneboutiquen Fred Segal und Kitson halten es ähnlich.

Ob es tatsächlich die Gewinne steigert, wenn Herrchen und Frauchen ihre vierbeinigen Freunde mit in den Laden bringen dürfen, weiß ich nicht. Ich weiß nur, ich habe am Samstag NICHTS bei Victorias Secret gekauft, denn der pullernde Hund zwischen all der Unterwäsche war in meinen Augen alles andere, als ein gutes Verkaufsargument...;-) Was nicht heißen soll, dass ich dem Hund die Schuld gebe! Ganz im Gegenteil, wenn ich ein Hund wäre und man mich, anstatt in den Park, in ein Geschäft nach dem anderen schleppen würde, dann würde ich mit Sicherheit auch aus Protest bei jeder Gelegenheit das Bein heben...;-)

Viele Grüße aus Lalaland,

Eure Jessica Mazur

 

Einmal pullern bei Victoria's Secret
© Bild: Jessica Mazur
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