'Ein Augenblick Liebe' mit Francois Cluzet und Sophie Marceau: Mitfiebern bis zum Schluss

4 von 5 Punkten
Es gibt Filme, da wäre man zutiefst enttäuscht, wenn sich die Hauptdarsteller im wahren Leben überhaupt nicht riechen könnten. 'Ein Augenblick Liebe' ist so einer. Die Chemie zwischen Sophie Marceau ('La Boum', 'James Bond – Die Welt ist nicht genug', 'Braveheart') und Francois Cluzet ('Ziemlich beste Freunde') stimmt einfach. Und so ist es eine wahre Wonne, den beiden in dieser Komödie von Lisa Azuelos zuzusehen.
Von Esther Hetzert
Dabei stimmt der Film auch ernstere Töne an. Es geht um unerfüllte Sehnsüchte zweier erwachsener Menschen, die eigentlich glücklich mit ihrem Leben sind und denen dennoch etwas fehlt. Die sich manchmal wünschen, einfach auszubrechen, und dennoch reif genug sind, es nicht zu tun. Und genau hier tut sich ein Spannungsfeld aus, an dem die beiden Hauptcharaktere fast zu zerbrechen drohen: Als sich Schriftstellerin Elsa (Sophie Marceau) und Anwalt Pierre (Francois Cluzet) auf einer Buchmesse zum ersten Mal begegnen, schlägt sofort der Blitz ein. Aber Pierre ist seit 15 Jahren verheiratet und hat drei Kinder, und Dreifach-Mama Elsa hat sich nach überstandener Scheidung geschworen, nie etwas mit einem verheirateten Mann anzufangen. Eine denkbar ungünstige Ausgangslage also.
Über anderthalb Stunden beginnt nun ein Kreislauf aus Wiedersehen und Auseinandergehen, ohne dass eigentlich irgendetwas geschieht. Regisseurin Lisa Azuelos 'foppt' den Zuschauer sogar noch durch geschickt einmontierte Tagtraum-Sequenzen, in denen Elsa und Pierre immer wieder übereinander herfallen - nur um die Protagonisten, und damit auch den Zuschauer, von einem Moment zum anderen abrupt ins Hier und Jetzt zu katapultieren. Das geschieht unter anderem durch rasante, beinahe rauschhafte Kamerafahrten: So kreist die Kamera um das Paar, das sich bei strömendem Regen und begleitet von romantischer Musik ausgiebig küsst - bis ein abrupter Schnitt die Musik und damit den Kuss unterbricht.
Trotz vieler Klischees glänzt der Film mit Humor und Selbstironie

Man merkt: Hier haben kreative Köpfe mal richtig ihren Spieltrieb ausleben dürfen. In Überblendungen wird von Schwarz-Weiß-Standbild hin zu farbigem Bewegtbild gewechselt. Oder: In einer Splitscreen-Sequenz sieht man in immer wechselnden Ausschnitten Sophie Marceau und Francois Cluzet parallel an verschiedenen Orten durch ein Hotel gehen. Bisschen abgekupfert vom Intro der 80er-Jahre-Serie 'Dallas', aber trotzdem cool gemacht. Und an anderer Stelle wird im Zeitraffer in bester Videoclip-Manier erzählt, wohin eine Affäre zwischen Elsa und Pierre führen könnte. Hier lässt Tom Tykwers 'Lola rennt' grüßen.
Regisseurin Azuelos, die nach 'LOL' zum zweiten Mal mit Sophie Marceau arbeitete, verwendet zahllose Klischees aus Liebesfilmen, um sie gleich darauf mit einem Augenzwinkern auf die Schippe zu nehmen. Marceau und Cluzet, der übrigens ein Gesichtszwilling von Dustin Hoffman sein könnte, gelingt es mühelos, den Zwiespalt zwischen Verlangen, Verzicht und Trauer auf den Punkt zu bringen – und das mit viel Humor und Selbstironie. So ertrinkt der Film nicht in Pessimismus – sonst wäre es ja auch keine Komödie –, stattdessen überrascht er mit Leichtigkeit.
Lisa Azuelos verzichtet in ihrem Film auf dramatische Wendungen. Und dennoch bleibt der Spannungsbogen erhalten: Was geschieht mit Elsa und Pierre als nächstes? Passiert überhaupt etwas? ‚Kriegen‘ sie sich – oder doch nicht? Bis zum Schluss fiebert der Zuschauer mit – bis zum erstaunlichen Ende.
Kinostart: 07.08.2014