Droht Natalie Portman der Oscarfluch?

Mittlerweile scheint ein ungeschriebenes Gesetz in Hollywood zu besagen, dass nach dem Oscar-Hoch der Oscar-Fluch folgt und das glänzende Hollywoodsternchen, das den Goldjungen mit nach Hause nehmen durfte, abzustürzen droht. Ob das jetzt auch Natalie Portman bevorsteht? Die ist jetzt nämlich in so manchen eher zweitklassigen Kinostreifen mit von der Partie. In der seichten Komödie ‚Freundschaft Plus’ an der Seite von Ashton Kutcher konnte sie kaum überzeugen. Auch fiel der Mittelalterklamauk ‚Your Highness’ mit James Franco, Natalie Portman und ihrem blankem Po bei amerikanischen Kritikern gnadenlos durch. In der Marvel-Verfilmung ‚Thor’ kann sie ebenfalls nicht wirklich glänzen. Das allerdings liegt weniger an ihr, als an dem halbherzigen Drehbuch dieses kunterbunten Effekt-Feuerwerks. Denn die Darsteller – allen voran der heiße, australische Newcomer Chris Hemsworth – geben sich redlich Mühe, trotz der flachen Story einen unterhaltsamen Film auf die Leinwand zu bringen.

Der junge Thor (Chris Hemsworth) lebt als Sohn des Königs Odin (Anthony Hopkins) in der magischen Welt von Asgard und steht kurz davor zum König gekrönt zu werden. Allerdings findet die königliche Zeremonie ihr jähes Ende, noch bevor Thor die Krone aufgesetzt werden kann, als die einstigen Feinde aus dem Reich Jotunheim auftauchen, um eine magische Schatulle zu stehlen. Außer sich vor Wut reist der wilde Krieger Hals über Kopf mit seinem Bruder Loki (Tom Hiddleston) und einigen Kumpanen in die ferne Welt von Jotunheim, zettelt gegen den Willen Odins einen Krieg an und bricht somit einen einst beschlossenen Friedenspakt, was das Reich Asgard in Gefahr bringt.

Damit der arrogante und von kriegerischer Leidenschaft getriebene Thor seine Lektion lernt, wird er kurzerhand auf die Erde verbannt. Dort wird er von der Wissenschaftlerin Jane (Natalie Portman) und ihren Forscherkumpels Erik (Stellan Skarsgard) und Darcy (Kat Dennings) gefunden. Jetzt gilt es für Thor nicht nur seine Impulsivität im Zaum zu halten, sondern auch mit Hilfe seiner neuen Freunde, einen Weg nach Hause zu finden und den Konflikt mit seinem Vater, als auch den mit seinem Bruder Loki zu lösen, denn der ist nicht ganz unschuldig an diesem Krieg der Welten…

Trotz eines fulminanten Auftaktes verliert ‚Thor‘, der ein bisschen daherkommt wie eine Mischung aus ‚Hulk‘, ‚Tron: Legacy‘, ‚Der Herr der Ringe‘ und ‚Transformers‘ im weiteren Verlauf konsequent an Reiz. Leider verlässt man sich in diesem Bilderrausch nämlich zu sehr darauf, die visuellen Effekte in den Vordergrund zu drängen, anstatt die auch eigentlich witzigen Darsteller agieren zu lassen. Zwar sind die Charaktere durchweg sympathisch und sorgen mit Selbstironie für netten Humor, der den Film auflockert. Dennoch sind sie zu platt gestrickt und keine wirklichen Identifikationsfiguren, deren hartes Schicksal uns zum Mitleiden bewegen würde. Eigentlich Schade drum, denn der gesamte, gnadenlos unterforderte Cast gibt sich wahrlich Mühe gegen seine unausgereiften Charaktere anzuspielen.

Auch der Erzählfluss wird immer wieder durch das hin-und-her Schneiden zwischen den verschiedenen Welten unterbrochen, weswegen eben auch die Figurenzeichnung zu kurz kommt. Außer ein paar Namen und einigen Ideen ist nicht viel von der eigentlichen Marvel Story, auf der das Ganze basieren soll geblieben. Irgendwie macht das etwas lieblose Drehbuch ohnehin den Eindruck, als gingen seine Schreiber davon aus, dass der Zuschauer mit den 'Regeln' von Superheldengeschichten vertraut sei. Jeglicher Konflikt wird bloß angekratzt, um daraus folgende Actionsequenzen zu rechtfertigen. Logische Zusammenhänge werden so zwar geschaffen, aber nicht ausdifferenziert und nachvollziehbar erzählt.

Trotzdem ist 'Thor' kein durchweg schlechter Film. Es ist ein kurzweiliges Actionabenteuer, das durch selbstironische Elemente und netten Wortwitz für den einen oder anderen Lacher sorgt und eben durch seine Optik bestechen kann. Auch die Darsteller, die trotz der platten Charaktere immer auf sympathische Weise zu überzeugen wissen, verleihen dem Film eine charmante Note. Genrefans werden sich sicher gut unterhalten fühlen. Auch wer auf gelungene 3D-Effekte und eine wahrlich berauschende Bilderschlacht steht, und bei der Story auch mal fünf gerade lassen sein kann, der kann sich ruhig ein Ticket für diese Comic-Adaption lösen. Allen anderen werden von ‚Thor‘ wohl eher enttäuscht sein.

Von Mihaela Gladovic

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