Diese Streifen schockten das Publikum

’Jud Süß’: Ein Film, der schon bei seiner Erstaufführung bei der Berlinale 2010 von sämtlichen Pressevertretern ausgebuht wurde. Dazu die Forderung des Zentralrats der Juden in Deutschland, den Film aufgrund von Antisemitismus nicht in die Kinos zu bringen. Mehr Skandalpotential kann ein Film kaum haben...
Kein Wunder, schließlich hat Regisseur Oskar Roehler nichts ausgelassen, um sein Publikum zu provozieren. Sein Spielfilm erzählt, basierend auf wahren Begebenheiten, von den Dreharbeiten von Joseph Goebbels’ erstem großen antisemitischen Propaganda-Film ’Jud Süß’. Im Mittelpunkt steht der österreichische Theaterschauspieler Ferdinand Marian (Tobias Moretti), dem die Hauptrolle von niemand geringerem als Joseph Goebbels (Moritz Bleibtreu) geradezu aufgezwungen wird. Das war’s dann aber auch schon fast mit den historischen Fakten. Allgemein wurde hier nämlich eher der Sex (passender: das Rumgehure) in den Vordergrung der Handlung gestellt - politische und gesellschaftliche Realität bleiben außen vor.
Das wäre alles halb so schlimm, wenn Roehler den Film als Spiel- anstatt als Dokumentarfilm verkauft hätte...
Kein Wunder, schließlich hat Regisseur Oskar Roehler nichts ausgelassen, um sein Publikum zu provozieren. Sein Spielfilm erzählt, basierend auf wahren Begebenheiten, von den Dreharbeiten von Joseph Goebbels’ erstem großen antisemitischen Propaganda-Film ’Jud Süß’. Im Mittelpunkt steht der österreichische Theaterschauspieler Ferdinand Marian (Tobias Moretti), dem die Hauptrolle von niemand geringerem als Joseph Goebbels (Moritz Bleibtreu) geradezu aufgezwungen wird. Das war’s dann aber auch schon fast mit den historischen Fakten. Allgemein wurde hier nämlich eher der Sex (passender: das Rumgehure) in den Vordergrung der Handlung gestellt - politische und gesellschaftliche Realität bleiben außen vor.
Das wäre alles halb so schlimm, wenn Roehler den Film als Spiel- anstatt als Dokumentarfilm verkauft hätte...
© Concorde Filmverleih

Ein Serienmörder, der nackten Jungfrauen nicht die Unschuld, sondern ihren Duft raubt und eine Orgie, in der sich eine ganze Stadt von des Killers Parfumkreation betört dem Gruppensex hingibt - das birgt Skandalpotenzial. Denn diese Ingredienzen schmeckten schon in Patrick Süskinds Romanvorlage ’Das Parfum’ so manchem prüden Leser nicht. Tom Tykwer und Bernd Eichinger rühren für ihre am 14. September 2006 gestartete Leinwandadaption mächtig die Werbetrommel, in dem sie mit der größten Orgie der Welt einen Eintrag im “Guiness-Buch der Rekorde“ anstreben. Doch ein paar Nackedeis machen noch lange keinen Skandalfilm, und so brav, wie “Das Parfum“ inszeniert ist, bietet er gar keinen Grund zur Aufregung. Was macht einen Streifen zum Skandalfilm? Und welche Filme sorgten mit extremen Darstellungen von Sex, Gewalt oder Religion für Furore?
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Ein frühes Beispiel ist Willi Forsts Film ’Die Sünderin’, der 1950 in die Deutschen Kinos kam. Hildegard Knef spielt darin eine Prostituierte, die sich in einen sterbenskranken Maler verliebt. Um ihn von seinen Leiden zu erlösen, vergiftet die Knef ihren Geliebten und bringt sie sich dann selbst um. In der prüden Bundesrepublik der 1950er Jahre sorgte der Auftritt Hildegard Knefs als Professionelle für Empörung. Doch schlimmer noch: Für kurze Zeit ist im Film die entblößte Brust der deutschen Leinwandlegende zu sehen! Außerdem hatte die Kirche ein immenses Problem mit der im Film thematisierten Sterbehilfe und dem Freitod der Protagonistin.
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Und die Moralvorstellungen änderten sich nicht gerade rasant. 14 Jahre später, also 1964, sorgte auch der Regisseur Ingmar Bergmann für einen Skandal. Und wieder war Sex der Auslöser. In seinem Film ’Das Schweigen’ zeigt sich Protagonistin Anna (Gunnel Lindblom) allzu offenherzig. Sie masturbiert vor laufender Kamera und verführt gleich mehrere Männer. Pornografisch ist hier nichts. Aber One-Night-Stands und Selbstbefriedigung waren zu dieser Zeit gesellschaftlich einfach nicht akzeptabel. Als Bergmann eine der Sexszenen zu allem Überfluss noch in einer Kirche stattfinden ließ, war das Maß für sein damaliges Publikum voll. Die katholische Kirche rief sogar zum Boykott des Filmes auf.
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In den 1970er Jahren wurde der Umgang mit dem Thema Sex etwas weniger verklemmt. Dafür griffen die Regisseure aber auch zu wesentlich extremeren Darstellungen und schockten damit selbst ein etwas offeneres Publikum. Ein prominentes Beispiel ist Bernardo Bertoluccis ’Der letzte Tango von Paris’. Der Amerikaner Paul, gespielt von Marlon Brando, geht eine obsessive Affäre mit der jungen Pariserin Jeanne (Maria Schneider) ein. Beide wissen nichts voneinander, ihre Beziehung basiert allein auf Sex. Und davon gibt es auch reichlich zu sehen. Geradezu legendär ist jene Szene, in der Marlon Brando beim Analsex ein Stück Butter als Gleitmittel zweckentfremdet. An so harten Stoff waren die Kinogänger zu dieser Zeit noch nicht gewöhnt. In Portugal und Neuseeland war ’Der letzte Tango von Paris’ zeitweise sogar verboten.
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Mit schonungslosen, sexualisierten Gewaltszenen sorgte Pier Paolo Passolinis Werk ’Die 120 Tage von Sodom’ für heftige Empörung. Der Film ist in der “Italienischen Sozialrepublik“, der so genannten Republik von Saló, angesiedelt, einem faschistischen Marionettenstaat im von Nazideutschland besetzten Norditalien. Anhänger des faschistischen Regimes halten Angehörige des Widerstands auf einem Anwesen gefangen. Die Faschisten foltern ihre Widersacher, unter anderem, indem sie sie dazu zwingen, Kot zu essen. Außerdem führen sie ihre Opfer wie Tiere an der Leine, vergewaltigen sie und quälen sie schließlich zu Tode. Wegen seiner heftigen Darstellungen von Vergewaltigung, Folter und Mord kam eine ungekürzte Version des Films erst 2003 in deutsche Kinos. Die Kontroverse, ob Pasolinis mit seinem Film die radikalste und damit beste Abrechnung mit dem Faschismus vorgelegt hat oder in der Darstellung der Ekligkeiten einfach zu weit geht, hält heute noch an. In Australien ist ’Die 120 Tage von Sodom’ immer noch verboten.
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Der Film ’Im Reich der Sinne’ des japanischen Regisseurs Nagisa Oshima aus dem Jahre 1976 schockierte wohl besonders das männliche Publikum. Der Erotikstreifen handelt von der leidenschaftlichen Affäre des Geisha-Haus-Besitzers Kichizo (Tatsuya Fuji) mit seiner Gesellschaftsdame und Prostituierten Sada (Eiko Matsuda). Für die beiden gehören Schmerz und Lust zusammen: So würgt Sada Kichizo beim Sex, er wiederum schlägt sie. Diese Sado-Maso-Spielchen streben auf einen besonders pikanten Höhepunkt zu, denn am Ende des Films stranguliert Sada den Geliebten beim Sex und schneidet ihm den Penis ab. So was ist nichts für zarte Gemüter. Nagisa Oshima musste seinen Film in Frankreich fertig stellen, weil er sonst der strengen japanischen Zensur zum Opfer gefallen wäre. Als ’Im Reich der Sinne’ bei der Berlinale 1977 gezeigt wurde, kam es zum Eklat: Der Streifen wurde als “harte Pornografie“ bezeichnet und beschlagnahmt. Ein Jahr später wurde der Film aber doch für deutsche Kinos freigegeben - und mit dem Prädikat “besonders wertvoll“ ausgezeichnet.
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Auch in den späten 1980ern ließen sich Zuschauer noch von Leinwandsex schocken. Das beweist unter anderem der Film ’Angel Heart’ von Alan Parker. Privatdetektiv Harry Angel (Mickey Rourke) soll sich auf die Suche nach dem Sänger Johnny Favourite machen. Seine Ermittlungen ziehen eine Spur von Leichen nach sich. Zu allem Überfluss verfällt Rourke auch noch der hübschen und blutjungen Epiphany Proudfoot (Lisa Bonet). Seine expliziten und blutigen Sexszenen mit dem ’Bill Cosby Show’-Darling Lisa Bonet sorgten seinerzeit für Ärger.
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Doch nicht nur die Moralvorstellungen, sondern auch die religiösen Gefühle des Publikums sind leicht verletzt. Gerade Regisseure von Jesus-Epen begeben sich schon mal auf dünnes Eis. So auch Martin Scorsese, der in seinem 1988 erschienen Film ’Die letzte Versuchung Christi’ Jesus menschlicher zeichnet, als es einigen konservativen Christen lieb war. Der Christus in seiner Verfilmung ist nicht nur schwach und leidet unter seinem schweren Los als Gottes Sohn. Nein, er begehrt auch noch Maria Magdalena und hat während seiner Kreuzigung eine Vision, in der er als Familienvater mit der Angebeteten verheiratet ist.
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Jahre später sorgte Dan Brown mit seinem Bestseller ’Da Vinci Code’, in Deutschland erschienen unter dem Titel ’Sakrileg’, für ähnlich viel Aufregung. Er geht sogar noch weiter. In seinem Thriller ist Jesus’ Beziehung zu Maria Magdalena nicht nur eine Vision, sondern Wirklichkeit mit einem gemeinsamen Kind. In seinem Roman wollen düstere Schergen der katholischen Kirche die Beweis für diese Tatsachen vernichten und gehen dafür sogar über Leichen. Die Story ließ einige hohe Würdenträger im Vatikan ordentlich mit den Flügeln schlagen und zum Boykott des Buches aufrufen. Natürlich hatte das den gegenteiligen Effekt. Kaum ein Schriftsteller verdiente in den letzten Jahren so viel Geld mit seinen Erzeugnissen wie Dan Brown. Doch die Verfilmung des umstrittenen Werkes war keineswegs ein Skandalfilm. Zu brav inszenierte Dan Brown seine Leinwandadaption. Dazu entschärfte er die Vorlage gerade in den kirchenkritischen Passagen deutlich.

Da hatte der Film eines Strenggläubigen mehr Aufregungspotenzial. Im Frühjahr 2004 zeigte Mel Gibson in seinem Jesus-Streifen ’Die Passion Christi’ die letzten 12 Stunden im Leben der Titelfigur als dreistündiges Martyrium. Nichts für empfindliche Mägen, denn Jesus wird regelrecht zu Hackfleisch geschunden. Die detaillierten Darstellungen der Geißelung und der Kreuzigung sorgten für eine heftige Kontroverse: Zeigt Gibson lediglich den authentischen Hergang der Ereignisse, oder handelt es sich letztlich bloß um eine blutrünstige Gewaltorgie auf der Leinwand? Teenager in den USA zumindest sollen eine Mutprobe daraus gemacht haben, wer die blutige Kreuzigungsszene am längsten aushalten konnte, ohne sich die Augen zuzuhalten.
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Mittels Gewalt schockte auch der australische Film ’Romper Stomper’, der 1992 Premiere feierte. Regisseur Geoffrey Wright zeigt eine Bande Naziskins, die brutale Anschläge auf vietnamesische Einwanderer verübt. Wegen expliziter Gewaltdarstellungen wurde der Film, in dem unter anderem der damals noch recht unbekannte Russel Crowe einen Skinhead mimt, weltweit scharf kritisiert. In Kanada durfte ’Romper Stomper’ zunächst nicht vertrieben werden. Auch in Deutschland sollte der Film erst nicht erscheinen, kam letzten Endes aber doch auf Video heraus.
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Skandalträchtige Sexszenen waren es, die Sharon Stone zum Star und Paul Verhoevens Film ’Basic Instinct’ im Jahre 1992 zum Kassenschlager machten. Jeder kennt wohl die Szene, in der Sharon als Eispickel-Mörderin Catherine Tramell bei einem Polizeiverhör lasziv die Beine übereinander schlägt und einen Blick unter ihren Rock erlaubt, unter dem sie kein Höschen trägt. Auch der Video-Verkauf boomte - schließlich gibt es bei den Abspielgeräten die praktische Standbildfunktion. Auch sonst sorgten die freizügigen Sexszenen in Paul Verhoevens Thriller für einen Tabubruch in Hollywood. Für ’Basic Instinct’ war diese Aufregung die beste Werbung: Der Streifen spielte 352 Millionen US-Dollar ein.
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’Color of Night’ ist auch so ein Film, dem eine einzige Szene zu einer eher zweifelhaften Berühmtheit verhalf. In dem 1994 erschienen Erotikthriller von Paul Rush löste Hollywood-Star Bruce Willis, oder besser gesagt sein bestes Stück, einen Skandal aus. Denn während einer heißen Sexszene im Pool mit Filmpartnerin Jane March ist für wenige Sekunden Willis’ Penis zu sehen.
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Auch in Stanley Kubricks letztem Film, dem 1999 erschienenen ’Eyes Wide Shut’, geht das ungenierte Treiben auf der Leinwand weiter. Der New Yorker Arzt Bill Harford (Tom Cruise) erfährt von seiner Frau Alice (Nicole Kidman), dass diese ihn auf einer gemeinsamen Reise beinahe wegen eines unbekannten Schiffsoffiziers verlassen hätte. Aufgebracht über die geträumte Untreue seiner Gattin irrt Bill Harford durch die Straßen New Yorks, trifft allerhand seltsame Menschen und wird von einem früheren Freund an einen Ort geführt, wo geheime Orgien stattfinden. Das lüsterne Treiben, in das Tom Cruise da gerät, sorgte seinerzeit dafür, dass ’Eyes Wide Shut’, übrigens eine Adaption von Arthur Schnitzlers ’Traumnovelle’, in aller Munde war - auch wenn Tom Cruise sich in dem Film eher bedeckt hält.
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Zum Auftakt des neuen Millenniums sorgte der französische Streifen ’Baise moi’, zu Deutsch ’Fick mich’, für einen handfesten Skandal. Das Werk der französischen Regisseurin Virginie Despentes durfte in Frankreich nur in Pornokinos gezeigt werden. Der Grund: Sexszenen, die an Deutlichkeit nicht zu Wünschen übrig lassen, und drastische Darstellungen von Gewalt. So wird eine der zwei Protagonistinnen, die quirlige Manu (Raffaela Anderson), von einer Gruppe von Männern brutal vergewaltigt. Die Kamera erspart uns keins der blutigen Details, nicht mal die gewaltsame Penetration im Close-Up. Denn Despentes drehte mit ehemaligen Pornodarstellerinnen. Zusammen mit Nadine (Karen Bach), die bereits einen Mann auf dem Gewissen und ein paar Erwachsenenfilme hinter sich hat, begibt sich Manu auf einen Rachefeldzug durch Frankreich, bei dem die beiden es den Männern reihenweise heimzahlen. Sie schleppen die Typen ab und bringen diese um, wenn sie mit ihnen fertig sind. Und das ist noch weniger appetlich als die Bettszenen.
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Auch in Gaspar Noés Streifen ’Irreversibel’ war es eine Vergewaltigungsszene, die das Publikum schockte. Und das so sehr, dass auf dem Filmfestival in Cannes 2002 einige Zuschauer in Ohnmacht fielen. Die schöne Monica Belluci mimt Alex, die von einem Unbekannten minutenlang vergewaltigt und anschließend ins Koma geprügelt wird. Danach macht sich Alex’ Freund Marcus macht sich auf die Suche nach dem Peiniger. Und sein Racheakt schlägt einem genauso auf den Magen wie die Vergewaltigung.
© Universum Film

Gleich mehrere Vergewaltigungen gab es Anfang 2006 in Matthias Glasners Drama ’Der freie Wille’ zu sehen. Er erzählt die Geschichte des frisch aus der Haft entlassenen Theo (Jürgen Vogel), der gegen seinen Trieb ankämpft. Es ist eine Quälerei für die Zuschauer mitanzusehen, wie der latent aggressive Mann gegen seinen Trieb kämpft und wieder rückfällig wird. Widerwärtiger als die Szenen, die den erzwungenen Geschlechtsverkehr zeigen, ist es, dass Glasner den Film aus der Perspektive des Täters erzählt und ihm eine willige Freundin (Sabine Timoteo) zur Seite stellt, die sich auch noch an einem seiner Opfer vergeht. Für Furore sorgte bei der Uraufführung im Rahmen der Berlinale auch Jürgen Vogels erigierter Penis, der in einer langen Masturbationssequenz ausführlich dargeboten wird.
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Im Hollywood-Kino sieht Sex so aus: Eine perfekt gestylte, schöne Frau mit einem makellosen Körper und ein ebenso perfekter Mann tun es bei schmeichelhaftem Licht. Gezeigt wird nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Und genau an diese aalglatte Darstellungsweise ist das Gros der Zuschauer gewöhnt. Kein Wunder also, dass die Meinungen über Patrice Chéreaus ’Intimacy’ auseinandergingen. Während die einen seine schonungslose Darstellung von Intimität lobten, zeigten sich andere abgestoßen von den optisch allenfalls durchschnittlichen Darstellern, die es da völlig unverhüllt miteinander treiben. Denn wenn Claire und Jay, die sich im Grunde gar nicht kennen, bei ihren regelmäßigen Sex-Dates gezeigt werden, ist nicht viel Fantasie gefragt. Chéreau zeigt den Akt völlig ohne Schnörkel und lässt dabei nur wenige körperliche Details aus. Aller Aufregung zum Trotz gewann ’Intimacy’ bei der Berlinale 2001 den Goldenen Bären für den besten Film.
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Schon 1995 schockte der US-amerikanische Regisseur Larry Clark durch seinen Film ’Kids’. Der Grund: Bei ihm treiben es nicht Erwachsene, sondern Kinder und Jugendliche völlig roh und ohne jede Romantik. Als sich Clark sieben Jahre später mit ’Ken Park’ zurückmeldet, scheint der Skandal programmiert. Auch hier stehen Jugendliche im Mittelpunkt. Jugendliche, die an ihrer Umwelt, die durch Monotonie und zerrüttete Familien geprägt ist, kaputt gehen, wie auch Protagonist Ken Park, der sich zu Beginn des Films eine Kugel in den Kopf jagt. Seine Altergenossen in dem Kleinstadtnest in den USA haben es nicht leicht: Ein Junge hat eine Affäre mit der Mutter seines Kumpels, wieder ein anderer wird von seinem Vater missbraucht. Da Clark so schonungslos den Mythos der idyllischen Kleinstadt dekonstruiert, bekam ’Ken Park’ in den USA keine Jugendfreigabe. Konservative Kritiker hielten dem Regisseur sogar Pädophilie vor.
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Jedes Festival braucht seinen Aufregerfilm. So war es 2005 in Cannes der Film ’Battle In Heaven’, der das Publikum spaltete, weil er mit einem pornografisch gefilmten Blow Job beginnt und endet. So genau wollten einige Zuschauer den Oralsex gar nicht sehen. Einig waren sich die meisten vor allem darüber, dass der Film außer ein paar netten Kameraeinstellungen und ein paar provokant offen gezeigten sexuellen Handlungen nicht viel zu bieten habe. Denn die eigentliche Schuld-und-Sühne-Story, die den Protagonisten in die Arme einer Hure treibt, ist sekundär.
© Neue Visionen

Dieser Film sorgte für einen handfesten Skandal, obwohl ihn in Deutschland das Publikum vorerst nicht zu Gesicht bekommen wird. ’Rohtenburg’ erzählt die Lebensgeschichte von Armin Meiwes, der als “Kannibale von Rotenburg“ Schlagzeilen machte, weil er gestand, einen Mann getötet und Teile seines Körpers verspeist zu haben - angeblich auf dessen ausdrücklichen Wunsch hin. Nun haben die Macher des Streifens sich dummerweise nicht die Rechte bei Meiwes gesichert, sondern die Story angeblich sehr frei an die Ereignisse angelehnt. Doch trotz der eigenwilligen Schreibweise des Titels sind die Parallelen in Handlungsdetails so offensichtlich, dass Meiwes die Aufführung des Filmes erfolgreich verbieten ließ, weil sie nach Auffassung des Gerichts seine Persönlichkeitsrechte verletzen würde. Wir durften den Film schon sehen und betrachten es nicht als Verlust. Will man wirklich sehen, wie ein Protagonist einen Unbekannten schlachtet und seinen Penis in der Pfanne brät? Dazu ist der Film auch noch langweilig gemacht.
01 22
