'Die Frau in Schwarz' - Horrorfilm mit Daniel Radcliffe

'Die Frau in Schwarz' - Horrorfilm mit Daniel Radcliffe
© dpa, Concorde Filmverleih

2 von 5 Punkten

Daniel Radcliffe ging es ein bisschen wie einst Macaulay Culkin – Sie wissen schon, der putzige Kleine aus 'Kevin allein zu Haus', der später nur noch durch eine zu frühe Heirat und allerlei Drogenexzesse von sich reden machte. Auch Radcliffe ereilte der Fluch des frühen Ruhms: Mit zwölf fanden ihn alle süß als 'Harry Potter', ein paar Jahre später wurde er verlacht für seinen Nacktauftritt im Theaterstück 'Equus' und dann gestand er, dass er mit 18 ein ernsthaftes Alkoholproblem hatte – gar nicht mehr niedlich! Und jetzt muss der arme Kerl mit 22 auch noch beweisen, dass er was anderes als Hogwarts-Zauberei kann. Das versucht er mit dem britischen Horrorfilm 'Die Frau in Schwarz'. Doch kann er als Familienvater auf Geisterjagd überzeugen?

Zugegeben, man muss sich nach acht Potter-Filmen schon etwas zwingen, nicht mehr den kleinen Magier in Radcliffes jugendlichem Gesicht zu sehen, auch wenn er statt der Nickelbrille nun Koteletten und – zumindest ein paar – Bartstoppeln trägt. Aber das wird man recht schnell los. Radcliffe wirkt zwar recht jung als Londoner Anwalt Arthur Kipps, der auch noch einen kleinen Sohn hat, aber die Handlung spielt Ende des 19. Jahrhunderts, da waren die Leute mit allem eben ein bisschen früher dran.

Schreckfrequenz hoch, Schockeffekte platt

Dass er als Familienvater auch keine besonders gute Figur macht, ist ebenfalls der Rolle geschuldet: Arthurs Frau starb bei der Geburt, zu seinem Sohn Edward (Misha Handley in seiner ersten großen Rolle) hat er keine wirkliche Beziehung aufgebaut. Regisseur James Watkins ('Eden Lake') zeigt Arthur Kipps als Schatten seiner selbst, als Mann, der am liebsten nicht mehr da wäre. Da er auch noch massive Geldsorgen hat, lässt er das Söhnchen bei einer Nanny zurück und reist im Auftrag seiner Kanzlei aufs Land, wo er den Nachlass einer Frau regeln soll. Aber schon bei der Ankunft merkt er, dass in dem Kaff etwas gründlich nicht stimmt.

Der Zuschauer hat schon im Vorspann gesehen, dass eine dunkle Macht drei kleine Mädchen Selbstmord begehen ließ. Bald müssen weitere Kinder ihr Leben lassen, und etwas zu schnell ist klar, dass die mysteriöse Frau in Schwarz, die Arthur gesehen hat, irgendwas damit zu tun hat. In ihrem Gruselhaus geht es dann auch gleich zur Sache – knarzende Dielen hier, Kinderhände am Fenster, ein Schaukelstuhl und Blechspielzeug, die plötzlich in Bewegung geraten da. Kurz: Hier wird die komplette Schauerpalette abgefeiert, um die Gänsehaut des Zuschauers über anderthalb Stunden aufrecht zu halten.

Die Mischung aus Elementen von Japan-Horror und romantischem Schauerroman ist visuell sehr überzeugend. Auch wenn auf Splatter verzichtet wird, ist die Schreckfrequenz hoch, allerdings sind die Schockeffekte extrem platt und vorhersehbar inszeniert. Die Story ist ebenfalls etwas dünn. Bleibt der berühmte Hauptdarsteller. Der wird in diesem Leben sicher keine Screamqueen, pardon: kein Screamking mehr. Zu streberhaft sucht er nach dem Geheimnis der Dark Lady, zu wenig spiegelt sich die Angst in seinem Gesicht wider. Und auch sonst bleibt sein Spiel recht eindimensional, obwohl seine Figur ja eigentlich ein vom Schicksal Gezeichneter sein soll. Für Fans des Jungstars ist der Film sicher interessant, für Freunde des Horrorgenres eher nicht. Und wir warten auf eine weitere Gelegenheit für Daniel Radcliffe, uns zu zeigen, dass er auch anders kann.

Von Mireilla Zirpins

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