‚Die drei Musketiere’: Mission erfüllt - Comeback gelungen
4,5 von 5 Punkten
Zurücklehnen und genießen: Hier kommt Popcorn-Kino pur! Witzige Dialoge, Spezialeffekte vom Feinsten und rasante Actionszenen vor prunkvoller Kulisse (gedreht wurde unter anderem in Würzburg) machen ‚Die Drei Musketiere’ absolut sehenswert. Das wirklich Herausragende sind aber die Schauspieler, denen die Freude am Job anzumerken ist. Ganz klar: Die wollen nur spielen – und das tun sie hervorragend in Paul W. S. Andersons neuem Film.
So hat sich der junge D’Artagnan seinen ersten Tag in Paris nicht vorgestellt. Der Bauernjunge (gespielt von Jungschauspieler Logan Lerman) ist in die Stadt gekommen, um ein Musketier zu werden und gerät mit seiner großen Klappe prompt mit eben jenen Herren (Matthew Macfadyen, Ray Stevenson, Luke Evans) aneinander. Die Musketiere, einst glorreiche königliche Leibwache von König Louis XIII., sind inzwischen etwas in die Jahre gekommen, müssen aber noch mal alle Reserven mobil machen. Es gilt nämlich, den französischen Thron vor einer Doppelagentin und ihrem Auftraggeber zu verteidigen und Europa vor einem Krieg zu bewahren. Plötzlich findet sich D’Artagnan inmitten eines fein gesponnen Netzes aus Macht, Liebe und Intrigen wieder. Spätestens an diesem Punkt wird klar, das Motto ‚Einer für alle, alle für einen’ muss erweitert werden um ‚Jeder gegen jeden’.
Das Herausragende an diesem Film ist der Cast, der sich aus bewährten Charakteren wie Christoph Waltz oder Mats Mikkelsen und neuen Gesichtern wie Logan Lerman zusammensetzt. Milla Jovovich überzeugt als gerissene Doppelagentin M’lady de Winter. Und Orlando Bloom kann als eitler und machtgeiler Herzog von Buckingham endlich mal zeigen, dass er auch eine lustige Ader hat. Herrlich, wie er sich mit Newcomer Freddie Fox, der den französischen König Louis XIII. mimt, regelrechte Fashion-Duelle liefert! Wenig überraschend ist dagegen die Darstellung von Christoph Waltz. Der Schauspieler, der den intriganten Kardinal Richelieu - natürlich wie immer grandios - verkörpert, muss aufpassen, dass er nicht endgültig in der Schublade der Bösewichte landet.
'Die drei Musketiere': Orlando Bloom schwingt wieder den Degen
Der mit 3-D-Spezialkameras gedrehte Film von Regisseur Paul W. S. Anderson (‚Resident Evil’) kombiniert Teile von Alexandre Dumas’ historischem Roman, der im 17. Jahrhundert spielt, mit Elementen von heute. Insofern ist dieser Film keine Neuverfilmung, denn Anderson spannt den Bogen zur Moderne ganz bewusst. So erklingt in einer Szene, in der sich M’lady de Winter von einer barocken Schlossfassade abseilt, im Hintergrund Countrymusik. Die teils wirklich brillanten Dialoge sind gespickt mit modernen Bezügen. Da geht es unter anderem um Gehaltserhöhungen oder Budgetkürzungen. Und die Erfindung von Luftschiffen, die im Film auftauchen, lag zu Zeiten Dumas’ auch noch in weiter Ferne.
Bei allen Spezialeffekten und modern anmutenden Wunderwaffen: Degenkämpfe sind und bleiben das A und O eines Musketier-Films. Das ist auch in diesem Fall so. Die erstklassig choreographierten Kampfszenen gehören zweifelsohne zu den Highlights. Das Schöne für Zartbesaitete: Es fließt so gut wie gar kein Blut, was den Film familientauglich macht.
Ein paar Wermutstropfen gibt es dennoch. Einer davon ist, in Kampfszenen Zeitlupe zu verwenden. In ‚Matrix’ war das noch innovativ wächst, inzwischen wächst sich dieses Stilmittel zur lästigen Marotte aus. Einen weiteren Punktabzug in Sachen Originalität gibt es für den schlechten Versuch, ‚Pirates of the Caribbean’ abzukupfern. Dass das Luftschiff, mit dem der Hauptkampf ausgetragen wird, schwer nach Piratenschiff aussieht, und dass diese Szene auch noch mit ‚Pirates’-artiger Musik untermalt ist, kann kein Zufall sein. Da das Gesamtpaket aber stimmig ist, verzeiht man solche kleinen Negativ-Ausreißer. Die Schlussszene jedenfalls schreit nur so nach einer Fortsetzung – und wir auch...
Von Esther Hetzert