Deutsche Schauspieler erobern Hollywood

Diane Kruger ist eine der wenigen, die in Hollywood das “All American Girl“ spielen dürfen und nicht nur “The German Girlfriend“. Was hat sie, was Franka Potente nicht hat? Nun, die gebürtige Hildesheimerin ist zwar nicht die beste Schauspielerin, aber sie sieht hübsch aus und ist in der Lage, ihre englischsprachigen Dialoge ohne deutschen Akzent aufzusagen. Sonst hätte sie niemals in den patriotischen US-Movies „Vermächtnis der Tempelritter“ und der Fortsetzung “Das Vermächtnis des geheimen Buches“ neben Nicolas Cage die Nationalheiligtümer retten dürfen. Kruger war mit dem französischen Schauspieler Guillaume Canet verheiratet und ist jetzt mit Joshua Jackson liiert. Ihre Muttersprache hat Diane schon ein bisschen verlernt. Sie dreht sowieso hauptsächlich in Hollywood. Nur in Tarantinos “Inglourious Basterds“ spricht sie mal Deutsch.
© Diane Kruger: picture-alliance/ dpa

Ganz anders Franka Potente: Sie knutschte mit Johnny Depp in „Blow“, raste mit Matt Damon in “Die Bourne Identität“ quer durch Europa und ließ sich nach dem Film „Try Seventeen“ eine Affäre mit „Herr der Ringe“-Darsteller Elijah Wood nachsagen. Nur das englische “th“ lernte sie nie und musste in ihren US-Filmen oft als deutsche Freundin früh das Zeitliche segnen. Franka Potente kaufte sich ein Flugticket zurück in ihre Wahlheimat Berlin – one way. Blieben die guten Rollenangebote aus oder hatte Franka Potente einfach nur Heimweh? Vielleicht konnte sie in der Traumfabrik aber auch nicht ihre ganz persönlichen Träume verwirklichen. Ihr Regiedebüt, der surreale s/w-Film „Der die Tollkirsche ausgräbt“, wäre in Hollywood sicher nicht möglich gewesen. Und auf einmal kommen auch wieder Filmangebote aus den USA - allerdings als deutsche Spionin.
© Matt Damon und Franka Potente: RTL

Wichtiger als Sprachbegabung ist in Hollywood manchmal eine Auszeichnung. Die Oscar-Nominierung für ihren Film “Der Untergang“ öffnete Alexandra Maria Lara Türen im internationalen Filmbiz. Francis Ford Coppola gab ihr die Hauptrolle in seinem schrägen Drama “Jugend ohne Jugend“. Ein bisschen muss sie allerdings noch an sich arbeiten. In “Control“ musste sie als belgische Freundin des Joy-Division-Frontmanns Ian Curtis Englisch mit französischem Akzent sprechen - sehr überzeugend meisterte sie das nicht. Und auch bei internationalen Pressekonferenzen holpert ihr Englisch. Aber nun hat sie einen britischen Boyfriend: “Control“-Co-Star Sam Riley. Und Sprachen lernt man ja bekanntlich am besten im Bett...
© Alexandra Maria Lara: picture-alliance/ dpa

Manchmal hilft auch einfach bluffen. Daniel Brühl beichtete uns, dass er Quentin Tarantino beim Casting für “Inglourious Basterds“ hinters Licht führte: Er sollte Französisch sprechen und parlierte stattdessen flott auf Spanisch. “Ich dachte mir, die Amis können eh kein Französisch“, lacht Daniel heute. Da lag er richtig, bekam den Part und lernte schnell ein bisschen Französisch nach. Auch sein Englisch ist besser geworden: Julie Delpy vertraute ihm in “Die Gräfin“ sogar die Hauptrolle des Erzählers an. Delpy schwärmt in den höchsten Tönen von ihrem Hollywood-Zögling: „Er ist nicht nur ein toller und sehr engagierter Schauspieler, sondern strahlt eine Natürlichkeit und Ehrlichkeit aus, die ich bei jungen US-Darstellern oft vermisse.“ Das klingt, als könnte Daniel Brühl da seine Hollywood-Nische finden
© Julie Delpy und Daniel Brühl: picture-alliance/ dpa

Moritz Bleibtreu versucht sein Glück ebenfalls international. Schon 1998 erreichte der schnuckelige Mann mit den große braunen Augen mit „Lola rennt“ internationale Aufmerksamkeit, blieb jedoch dem deutschen Film zunächst treu. In den letzten Jahren hatte er kleine Rolle in Steven Spielbergs „München“ neben Stars wie Daniel Craig oder Eric Bana oder in Paul Schraders Filmen “The Walker“ und “Ein Leben für ein Leben“ sowie einen Mini-Auftritt in “Speed-Racer“. Doch die große Hollywood-Hauptrolle lässt noch auf sich warten.
© Moritz Bleibtreu: dpa

Sind schöne Männer denn gar nicht gefragt in Hollywood? Auch Sebastian Kochs Gesicht dürfte den Hollywood-Produzenten seit dem Oscar für „Das Leben der anderen“ und Paul Verhoevens internationaler Produktion “Black Book“ bekannt sein. Doch der Schauspieler spielt eher in deutschen Produktionen wie “Effi Briest“ die Hauptrolle.
© Sebastian Koch: dpa

Thomas Kretschmann hingegen gehört schon lange zu den gefragten deutschen Schauspielern in Hollywood. Er spielte in „Blade II“ mit Wesley Snipes, in „Resident Evil: Apocalypse“ mit Milla Jovovich und blieb vor allem als stoppelbärtiger Kapitän Englehorn in Peter Jacksons „King Kong“ im Gedächtnis. Während andere sich beschweren, dass sie immer nur Nazis spielen müssen, macht Thomas Kretschman das in Filmen wie Polanskis “Der Pianist“ oder “Walküre“ an der Seite von Tom Cruise ganz gern: “Uniformen stehen mir eben“, verriet er uns im Interview. Der Ex-Schwimmer aus dem DDR-Nationalkader wird in Hollywood gern auch für Actionrollen besetzt, so wie zuletzt an der Seite von Angelina Jolie in “Wanted“.
© Thomas Kretschmann: PR

Ob es der „Alarm für Cobra 11“-Schauspieler Christian Oliver in den USA schaffen kann, ist schwer abzuschätzen. Nach ein paar Rollen in Filmen ohne Star-Glamour ergatterte er einen kleinen Part in Steven Soderberghs „The Good German“. Auch wenn die Rolle des „guten Deutschen“ bislang sein einziger größerer Erfolg war (in “Speed-Racer“ und “Walküre“ hatte er Mini-Auftritte, aber wen hat er gleich noch gespielt?), kann sich Christian Oliver der Aufmerksamkeit der US-Bürger sicher sein: Das „People Magazine“ kürte ihn zu einem der “50 most beautiful guys in the universe“. Das kann helfen. Nur wer ein bekanntes Gesicht hat, wird auch zu Filmcastings eingeladen.
© Christian Oliver: dpa

Schon der Sprung nach Hollywood ist kein leichtes Unterfangen. Viel schwieriger jedoch ist es, sich dort dauerhaft zu etablieren. So haben es schon viele versucht, die dann wieder nach Deutschland zurückkehrten. Til Schweiger schien es bereits geschafft zu haben: Er spielte mit Angelina Jolie in „Lara Croft – Tomb Raider“ und mit Keira Knightley und Clive Owen in „King Arthur“. Dann war er plötzlich der einzige Star in seinen US-Produktionen. Jetzt macht er (fast) nur noch deutsche Filme wie zum Beispiel „Barfuss“ oder “Keinohrhasen“ und hat damit mehr Erfolg. Auf einmal klappt es auch wieder mit Hollywood. In Tarantinos “Inglourious Basterds“ hat er eine coole Rolle.
© Till Schweiger: picture-alliance/ ZB

Martina Gedeck hatte ihren Fuß nur kurz in der Tür nach Hollywood, als sie in De Niros an der Seite von Matt Damon, Angelina Jolie, Alec Baldwin und Robert De Niro spielte. Wie Franka Potente mimt sie eine Deutsche und stirbt nach ein paar Szenen. Der Oscar-Erfolg von „Das Leben der Anderen“ brachte sie auch nicht weiter. Vielleicht ist die 1961 geborene Gedeck auch für den ganz großen Karrieresprung schon ein wenig zu alt. Dazu hat Florian Henckel von Donnersmarck sie nicht mit zur Oscar-Verleihung genommen. Da ist ihr eine wichtige Chance entgangen, sich auf den zahlreichen Parties ins Gespräch zu bringen. Und wir alle wissen: Networking ist alles, auch in Hollywood.
© Sebastian Koch und Martina Gedeck: dpa

Netzwerken ist auch für die Menschen hinter der Kamera wichtig. Aber als Regisseur muss man wenigstens nicht akzentfrei Englisch sprechen. Die Zahl der deutschen Regisseure in Hollywood war nie so hoch wie heute, einer von ihnen ist Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“). Er gewann Nicole Kidman und Daniel Craig für seinen Film „Invasion“. “Bella Martha“-Regisseurin Sandra Nettelbeck drehte mit Ashley Judd den Film „Helen“. Und auch Robert Schwentke gewann nach Jodie Foster für „Flightplan“ wieder international bekannte Schauspieler: Rachel McAdams und Eric Bana sind die Stars seines neuen Films “The Time Traveler’s Wife“.
© Oliver Hirschbiegel und Nicole Kidman: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Mennan Yapo, der sich mit „Lautlos“ empfohlen hatte, drehte in den USA mit Sandra Bullock “Die Vorahnung“. Die Arbeit mit dem Hollywoodstar hat der Münchner sichtlich genossen: „Sandy hat mir gezeigt, wie man mit den Leuten in Hollywood umgeht. In Amerika gibt es erst eine lange Anlaufphase, in der man sich auf Höflichkeiten beschränkt. Die Menschen sagen auch nicht ’Nein’. Man sagt lieber ’Hah, interessant, ich denke mal drüber nach’“, sagte Yapo dem ’Express’.
© Mennan Yapo: WENN Photo

Er brachte sich das Filmhandwerk autodidaktisch bei: Marco Kreuzpaintner übernahm 1999 die Synchronassistenz für den Stanley-Kubrick-Film „Eyes Wide Shut“. Sein erster internationaler Streifen hieß „Trade“ - mit dabei war unter anderem Kevin Kline. Doch die jungen Regisseure in Hollywood sind nicht die ersten aus Deutschland, die den Sprung über den großen Teich geschafft haben.
© Marco Kreuzpaintner: dpa

Geballte deutsche Regie-Power ist nicht neu in Hollywood: Oliver Hirschbiegel, Robert Schwentke und Co. sind die mittlerweile 6. Regie-Generation aus Deutschland. Ernst Lubitsch und F.W. Murnau gingen bereits in den 20er Jahren nach Hollywood, Billy Wilder floh vor den Nazis und feierte in den Vereinigten Staaten unter anderem mit „Manche mögen’s heiß“ große Erfolge. Helmut Käutner („Der Hauptmann von Köpenik“) war der einzige Nachkriegsfilmer, den Hollywood holte. In den 70er Jahren kehrten Wim Wenders, Volker Schlöndorff und Co. Deutschland – zumindest zeitweise – den Rücken zu. Nicht zu vergessen in dieser Liste sind natürlich Wolfang Petersen und Roland Emmerich, die seit Jahren ganz vorn mitmischen in der Traumfabrik und schon echte Hollywood-Veteranen sind.
© Billy Wilder: picture-alliance / dpa
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