Der neuste Hollywood-Trend: Geburt in der Wildnis als Reality-Show

von Jessica Mazur
Die Einen essen Rinderhoden, die Anderen lassen sich vom Schönheitschirurgen rundum erneuern, und wieder andere lassen sich monatelang in einen Container einsperren. Und die Kameras halten immer schön drauf. Ohne Reality-Shows ist Fernsehen heute kaum noch denkbar. Da war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis ein paar Hollywood-Produzenten auf die Idee kamen, hochschwangere Frauen in den Dschungel zu schicken, um sie beim Gebären zu filmen. Klingt verrückt, ist aber das Konzept der neuen Reality-Show 'Born In The Wild' des US-Senders 'Lifetime'.
In dem offiziellen Presse-Statement des Senders heißt es: "Was passiert, wenn die verrückteste Erfahrung im Leben einer Frau wirklich wild wird und zukünftige Eltern sich für eine Geburt ohne ärztliche Hilfe im Freien entscheiden? 'Born in the Wild' wird den Weg junger, zukünftiger Eltern begleiten, die sich entschieden haben, in der Wildnis zu gebären." Auf die Idee gebracht wurden die Macher von einem millionenfach angeklicktem You Tube Video, das eine Schwangere zeigt, die sich entschlossen hatte, ihr viertes Kind an einem Bach im Regenwald zur Welt zu bringen. Diese Frau beschreibt die Geburt im Freien als "lebensverändernd" und als den "meist bewusst erlebten Akt" in ihrem bisherigen Leben. Und in diesen "Genuss" sollen nun auch andere Frauen kommen, argumentieren die Macher der Show.
Ganz klar, dass bei so einem Thema hier in den Staaten heiß diskutiert wird. Egal, ob auf den Entertainmentseiten oder in den sozialen Netzwerken, überall streiten Ärzte, Hebammen und Mütter über den Sinn und Zweck so einer Show. Meine Frauenärztin Dr. Jessica Schneider, die in LA's Vorzeigekrankenhaus Cedars-Sinai schon Hunderte von Babys zur Welt gebracht hat, sagt z.B.: "Das ist verrückt. Geburten ohne ärztliche Hilfe waren die Todesursache Nummer 1. Ohne Hilfe in der Wildnis klingt unverantwortlich."
Michelle Brasher, Besitzerin der Mutter-Kind Boutique 'Be Inspired' hier in LA findet hingegen: "Tolle Idee! Wir müssen mehr von normalen, natürlichen Geburten sehen, im Gegensatz zu den ganzen Angstmachereien." Und auf der Seite von 'Entertainment Weekly' heißt es: "Das ist ein neuer Tiefpunkt. Für 15 Minuten Ruhm würden einige wohl alles tun."
'Lifetime' wehrt sich gegen alle Kritiken. Dort heißt es stattdessen, es handele sich ausschließlich um Mütter, die mit ihren bisherigen Geburten im Krankenhaus unzufrieden seien und sich ein natürliches Erlebnis wünschen. "Wir treffen alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen, um sicherzustellen, dass Mütter und Babys sicher sind", so Eli Lehrer, Vize-Präsident bei 'Lifetime'.
Ich muss sagen, ich bin schon ein wenig gespannt. Da ich mich bei meinen beiden Kindern selbst für Hausgeburten entschieden habe, nachdem ich mitbekommen habe, wie das 'Geschäft mit der Geburt' in den US-Krankenhäusern läuft, kann ich den Wunsch nach einer natürlichen Geburt gut nachvollziehen. Und fast keine meiner Freundinnen, die hier im Cedars-Sinai ihr Kind bekam, hat das Ganze danach als schöne Erfahrung beschrieben. Aber mich irgendwo in den Busch zu hocken und ein Kind zu kriegen, während ein Kamerateam jede Wehe filmt und Millionen Fernsehzuschauer zugucken, ist dann doch nicht unbedingt meine Version von 'natürlicher Geburt'. Aber reinklicken werde ich vermutlich trotzdem mal ...
Viele Grüße aus Lalaland sendet Jessica Mazur.
