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'Das Kabinett des Dr. Parnassus': Heath Ledgers letzter Film

Durch einen magischen Spiegel in eine Fantasiewelt eintauchen

'Das Kabinett des Dr. Parnassus': Heath Ledgers letzter Film

Ein bisschen verstörend ist es schon, Heath Ledger in seinem letzten Film zu sehen, denn der Anfang 2008 an einer Überdosis Medikamente verstorbene Schauspieler hat das Ende der Dreharbeiten gar nicht mehr erlebt. Auf der Leinwand aber ist er noch einmal quicklebendig zu sehen. Gut gelaunt und wie immer ein bisschen schräg gibt er in Terry Gilliams „The Imaginarium Of Dr Parnassus“ den mysteriösen Tony.

Fatalerweise hat er in der ersten Szene einen Strang um den Hals, doch hat er ein Metallröhrchen in der Luftröhre und kann gerettet werden. Andy Garfield, Lily Cole und Christopher Plummer nehmen ihn in ihrem fahrenden Variététheater, dem „Imaginarium des Dr. Parnassus“ auf. Dort können Passanten durch einen magischen Spiegel in eine Fantasiewelt eintauchen, die bei jedem persönlichkeitsbedingt anders aussieht. Doch Dr. Parnassus (Plummer) hat einen faustischen Deal geschlossen. Um wieder jung zu werden, hat er dem Leibhaftigen (Tom Waits) seine Tochter versprochen. Und nun steht die Übergabe bevor. Es wird gefährlich, und der geheimnisvolle Tony spielt dabei eine Schlüsselrolle.

Im weiteren Verlauf des Films wird Ledgers Rolle nacheinander von Johnny Depp, Jude Law und Colin Farrell gespielt. Gewöhnungsbedürftig – aber schließlich spielten in „I’m Not There“ auch Heath Ledger, Ben Wishaw und Cate Winslet Bob Dylan. Und in gewisser Weise macht das sogar Sinn, schließlich wechselt die Phantasiewelt in den Traumsequenzen ja auch ständig.

Anders hätte Terry Gilliam seinen Film auch gar nicht fertig stellen können. Denn Heath Ledger starb, als er gerade die Hälfte seiner Takes abgedreht hatte. „Ich hätte es unpassend gefunden, die restlichen Szenen mit nur einem anderen Schauspieler zu besetzten“, sagte Terry Gilliam bei der Weltpremiere des Films in Cannes im Mai 2009. „Heath’ Figur geht dreimal durch den magischen Spiegel, daher drei Schauspieler. Und ich habe dafür nur Leute gefragt, die ihn kannten und mochten. Es war die Zuneigung zu Heath, die das Projekt vorangetrieben hat.“

Mit der Story und den Figuren wird man nicht richtig warm

'Das Kabinett des Dr. Parnassus': Heath Ledgers letzter Film

In der Tat haben Depp, Law und Farrell ihre Gage Ledgers kleiner Tochter Mathilda gespendet, die aus der Verbindung mit Schauspielkollegin Michelle Williams stammt. Und auch Terry Gilliam fühlte sich der Familie sehr verbunden. Der Regisseur erzählt sichtlich gerührt: „Als Heath gestorben ist, bin ich sofort zu ihnen geflogen. Wir haben zusammen geweint, aber auch gelacht. Heath ist zwar schon über ein Jahr tot, aber mir scheint es gar nicht so, weil ich im letzten Jahr viel Zeit mit seinen Szenen im Schneideraum verbracht habe.“ Freunde hätten ihn dazu gebracht, den Film trotzdem zu machen, weil er wollte, dass die letzten Filmbilder Ledgers der Nachwelt erhalten blieben. „Ein Film von Freunden von Heath Ledger“ wird am Ende eingeblendet. Und das spürt man auf jedem Meter.

Dass der Film sonst nicht wirklich umwerfend ist, kann man da schon mal großzügig übersehen. Mit der Story und den Figuren wird man nicht richtig warm, die Gewöhnung an die künstlich wirkenden Kulissen fällt schwer, und die Story zieht einen nicht wirklich in den Bann. Wie gut, dass Heath Ledger mitspielte. „Heath war unglaublich energiegeladen und hat alle damit angesteckt bei den Dreharbeiten“, erinnert sich Gilliam. Und in der Tat hat er in seinen wenigen Szenen die größte Präsenz – wie auch in anderen Filmen seiner viel zu kurzen Karriere. So ist „Das Imaginarium des Dr. Parnassus“ trotz der wenigen Minuten mit Heath Ledger eine vortreffliche Gelegenheit für Fans des viel zu früh verstorbenen Ausnahmeschauspielers, ihn ein letztes Mal in Aktion zu sehen.

Von Mireilla Zirpins

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