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Daniel Day Lewis: Umschwärmt von schönen Frauen

Daniel Day Lewis hat die Qual der Wahl

Daniel Day Lewis: Umschwärmt von schönen Frauen

Wer könnte sich da schon entscheiden? Daniel Day Lewis hat die Qual der Wahl zwischen Marion Cotillard, Penélope Cruz, Nicole Kidman und Kate Hudson. In 'Nine', dem Film mit dem definitiv größten Staraufgebot der Berlinale, wird er als Regisseur Guido Contini umschwärmt von wunderschönen Frauen. Doch der Filmemacher ist nicht nur bei der Damenwahl wankelmütig, er hadert auch mit seinem neuesten Werk.

Das Drehbuch ist noch nicht geschrieben, obwohl der Drehbeginn vor der Tür steht , ebenso wie Guidos anspruchsvolle Hollywood-Hauptdarstellerin Claudia Jenssen (ätherisch, aber unterfordert: Kidman). Und als Guido sich incognito in einen schicken Kurort flüchtet, kommen sie alle bald alle hinterher: seine aufgedrehte Geliebte Carla (Cruz fast so temperamentvoll wie in Vicky Christina Barcelona), seine betrogene Ehefrau Luisa (Cotillard mit rehäugigem Audrey-Hepburn-Charme) und das Journalisten-Groupie Stephanie von der Vogue (Kate Hudson, sonst gern wegen ihrer Liebschaften in der Klatschpresse, mal ironisch auf der anderen Seite). Nun versteht man, was Guido meinte, als er seiner Frau versprach, er werde es nie wieder mit seiner Hauptdarstellerin treiben. Schließlich war Luisa selbst einmal der Star eines seiner Filme

Wenn Ihnen die Story bekannt vorkommt, ist das kein Wunder: Das Musical ‚Nine‘, das dem Film zugrunde liegt, basiert auf Frederico Fellinis Filmklassiker ‚8 ½‘, in dem er seine eigene Schaffenskrise kreativ in ein Leinwandkunstwerk umwandelte. Wurde bei Fellini jedoch viel geredet in Schwarzweißbildern, die die Entfremdung des Individuums in der Gesellschaft der 60er Jahre anprangern, singen sich die Protagonisten bei Rob Marshall (‚Chicago‘, ‚Die Geisha‘) ihre Gefühle von der Seele, und zwar allesamt mit Inbrunst.

Wer aber ein schönes Filmmuscial sehen will, kommt auf seine Kosten

Die Schwarzweißbilder wurden durch eine bonbonbunte bildliche Hommage an den italienischen Style der 60er ersetzt: Daniel Day Lewis trägt schmale Krawatten zum Maßanzug und fährt einen eisblauen Alfa Spider, seine Eroberungen tragen ihr Haar wie einst Brigitte Bardot: aufwändig onduliert, und doch mit dem Sex-Appeal einer frisch aus dem Bett Geschlüpften. Das verleiht dem eigentlich bitteren Stoff eine Leichtigkeit, die ihn einfach konsumierbar macht, aber natürlich auch deutlich platter. Statt verbitterter Diskussionen über den Verfall von Guidos und Luisas Ehe lauscht der Zuschauer nun Marion Cotillards herzergreifendem Liedchen: ‚My husband hardly ever comes to bed, my husband makes movies instead.

Dafür haben die Drehbuchautoren Michael Tolkin und Anthony Minghella, der die Aufführung des Films nicht mehr erlebte, Fellinis Story einen trockenen Humor hinzugefügt. Das macht Guidos Tristesse ein wenig frischer. Die hübsch arrangierten Tanznummern sorgen für Tempo - etwas, worauf Fellini bei seinem Meisterwerk bewusst verzichtete. Der Glitterlook kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Nine eine oberflächliche Nummernrevue ist, die Topschauspielerinnen wie Sophia Loren (als Guidos Mama) oder Judi Dench (als seine Kostümbildnerin) auf ein einziges Lied und ein paar Dialogzeilen reduziert.

Als Hommage an "8 1/2" ist das abgefilmte Musical, bei dem sich Marshall und sein Kameramann Dion Bebe immerhin um abwechslungsreichere Einstellungen bemühen als einst bei "Chicago" ganz klar zu eindimensional. Wer aber ein schönes Filmmuscial sehen will, kommt auf seine Kosten, auch wenn "Black Eyed Peas"-Sängerin Fergie als üppige Hure mit Monsterkrause in jeder Hinsicht daneben ist.

Von Mireilla Zirpins

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