’Crazy, Stupid, Love’: Teenie stiehlt Carell die Show
2,5 von 5 Punkten
Steve Carell ist innerhalb der letzten Jahre zu einem der gefragtesten Comedians unserer Zeit geworden. Mit seiner brillanten Darbietung in Filmen wie ’Jungfrau (40), männlich, sucht…’ und ’Dinner für Spinner’ lies der Komiker kein Auge trocken und überzeugte stets als liebevoller Trottel. Für die Rolle des Cal Weaver in ’Crazy, Stupid, Love’ ist er also wie geschaffen. Doch im Laufe des Films überrascht ein ganz anderer mit seinem Können und schafft es, allen – sogar Carell – die Show zu stehlen.
Cal Weaver lebt seinen amerikanischen Traum: Er hat einen guten Job, tolle Kinder und eine wunderschöne Frau (Julianne Moore, ’The Kids are alright’). Doch eines Tages bricht seine heile Welt zusammen und die perfekte Idylle zerplatzt wie eine Seifenblase. Cal erfährt, dass seine Frau Emily ihn betrogen hat und die Scheidung will. Von diesem Moment an verfällt der Mittvierziger in Selbstmitleid und lernt auf seinen nächtlichen Streifzügen durch diverse Bars den attraktiven Womanizer Jacob Palmer (Ryan Gosling, ’Blue Valentine’) kennen. Er nimmt den unbeholfenen und flirttechnisch mehr als unqualifizierten Cal unter seine Fittiche. Er hilft ihm, über seine Eheprobleme hinwegzukommen, indem er ihn in eine Welt voller williger Frauen, Alkohol und schicker Klamotten einführt.
Klingt nach einer vielversprechenden Komödie und genau Carells Metier. Doch leider haben die Filmemacher aus der Story nicht viel herausgeholt. Es scheint vielmehr so, als hätten sie sich auf die starke Besetzung verlassen und dabei die Witze und die Handlung vernachlässigt. Mit Steve Carell, Ryan Gosling, Julianne Moore, Emma Stone, Kevin Bacon und Marisa Tomei haben sich die Regisseure John Requa und Glenn Ficarra (’I love you Philip Morris’) eine super Starbesetzung ins Boot geholt, die vor der Kamera unglaublich gut miteinander harmonieren. Sie werten den Film zwar auf, können aber nicht die Lücken füllen, die aus dem Film eine witzige, sehenswerte und nicht-klischeehafte Komödie macht.
So sehr Carell einen auch nur durch seinen bloßen Anblick zum Schmunzeln bringt, so gerät im Laufe des Films trotzdem ein ganz anderer unerwartet in den Fokus: Jonah Bobo. Er spielt Carells Sohn und verkörpert die Rolle des 13-Jährigen, der unglücklich in seine vier Jahre ältere Babysitterin verliebt ist, auf eine so charmante und urkomische Weise, dass er alle anderen Darsteller an die Wand spielt. Ihm ist keine Aktion zu peinlich und er kämpft bis zum erbitterten Ende um seine - wie er sie liebevoll bezeichnet - ’Seelenverwandte’.
Der Film wartet zwar immer wieder mit einer guten Situationskomik auf, nur ist die Spanne zwischen den Dialogen leider so langatmig und zum Teil langweilig, dass ’Crazy, Stupid, Love’ es nicht schafft, die ganze Zeit über dieses Niveau zu halten. Für den Zuschauer ist es nicht wirklich nachvollziehbar, warum sich Emily von ihrem Mann trennen will, denn an einer Affäre mit ihrem Arbeitskollegen David Lindhagen (Kevin Bacon, ’Hollow Man’) scheint sie nicht wirklich interessiert zu sein. Und die Tatsache, dass sich Jacob, der jede Nacht eine andere Frau abschleppt, nach nur einem Abend mit Hannah (gespielt von Emma Stone, ’Einfach zu haben’) vom gefühllosen Aufreißer in das handzahme Kätzchen verwandelt, ist nicht wirklich glaubwürdig und unglaublich kitschig. Das Klischee ’am Ende wird alles gut’ wird hier vollends ausgeschöpft.
’Crazy, Stupid, Love’ ist und bleibt eine 08/15-Komödie, die allein durch ihre Darsteller brilliert. Bereits zu Beginn des Films ist dem Zuschauer klar, worauf es hinausläuft. Lediglich eine kleine Überraschung am Ende des Films, in der nahezu alle Darsteller vereint sind, bringt für den Zuschauer eine unerwartete Wendung, die in einer ziemlich witzigen Szene endet. Kurzum: Der Streifen reicht für einen DVD-Abend auf der heimischen Couch.
Von Alexandra Mölgen