Colin Farrell statt Arnie: Remake von 'Total Recall' - Kritik

4 von 5 Punkten
Nach dem Kultfilm 'Total Recall' mit Arnold Schwarzenegger und Sharon Stone aus dem Jahr 1990 kommt jetzt eine Neuverfilmung in die Kinos, die eigentlich gar keine ist. Das Remake mit Colin Farrell und Kate Beckinsale ist düsterer, realistischer und actionreicher als sein Vorgänger, und auch sonst hebt es sich stark vom Original ab. Trotzdem oder gerade deswegen ist Len Wiseman ('Underworld', 'Stirb langsam 4') eine spannende Neuinterpretation des Klassikers gelungen, in der sich einige augenzwinkernde Anspielungen auf das Original wiederfinden.
Der Film zeichnet für das Jahr 2084 ein düsteres Szenario: Atomkriege haben die Erde so gut wie unbewohnbar gemacht. Es existieren nur noch zwei Nationen, die sich im heutigen Großbritannien und Australien befinden. Während in der Vereinigten Federation von Britannien die herrschende Supermacht lebt, schuften in der Kolonie die Arbeiter, wie zum Bespiel Fabrikarbeiter Doug Quaid (Colin Farrell, 'Brügge sehen… und sterben?'). Und obwohl er die schöne und fürsorgliche Lori (Kate Beckinsale, 'Underworld') zur Ehefrau hat, ist Doug unzufrieden mit seinem Dasein. Ein Besuch bei der Firma 'Rekall', die jegliche Art von Erinnerungen ins Gehirn einpflanzen kann, soll ihm etwas Spannung in sein trostloses Leben bringen. Die Prozedur geht allerdings schief: Plötzlich steht ein SWAT-Team in der Tür, und Doug wird plötzlich zum meistgesuchten Mann der Erde. Auch seine Frau Lori mutiert zur eiskalten Killerin, die Doug zur Strecke bringen will, da dieser sich als übergelaufener Geheimagent entpuppt. Sein bisheriges Leben scheint nichts anderes als eine falsche Erinnerung zu sein...
Farrell überzeugt mehr als der hölzerne Arnie

Regisseur Len Wiseman hat eine düstere Welt erschaffen, die nicht mehr viel mit dem farbenfrohen Kosmos des Originals zu tun hat. Allerdings wurden einige Auftritte wie zum Beispiel die dreibusige Frau als Hommage in den Film eingestreut. Andere Ideen wiederum hat Wiseman sich ganz offensichtlich bei anderen Sci-Fi-Abenteuern wie 'Minority Report' oder 'Star Wars' abgeschaut. So fahren in seiner Zukunftsvision Autos schwebend über Magnetbahnen, und Roboter werden im Sturmtruppler-Look als Polizisten eingesetzt. Dennoch bietet Wiseman auch beeindruckende Neuerungen mit visuell hochklassigen Effekten, wie zum Beispiel 'The Fall', ein Hochgeschwindigkeitslift, der die Menschen innerhalb von 17 Minuten von einem Ende der Welt zum anderen transportiert - und zwar mitten durch den Erdkern. Zudem sind Handys so wichtig geworden, dass sie den Menschen in die Hand implantiert werden - was angesichts der fortschreitenden Technisierung gar nicht so abwegig scheint.
Für die weibliche Hauptbesetzung hat Wiseman wie schon bei seinen ersten zwei Teilen von 'Underworld' seine Ehefrau Kate Beckinsale verpflichtet, die sowohl liebende Gattin als auch bösartige Killerin überzeugend spielen kann. Jessica Biel, die als Rebellin an Colin Farrells Seite kämpft, wirkt im direkten Vergleich etwas unscheinbar. Der ganze Film ist eine einzige Hetzjagd auf Farrell, der bis auf wenige Momente kaum Verschnaufpausen bekommt. Obwohl sein letzter Actionfilm schon einige Jahre zurückliegt, hat Farrell nichts verlernt und macht mühelos eine bessere Figur als der hölzerne Arnie im Original. 'Total Recall' bleibt somit ein unterhaltsamer Sci-Fi-Thriller, der mit einer großartigen Besetzung nonstop Action und erstklassige Spezialeffekte bietet.
Von Mariana Jang