Von Mireilla Zirpins
Mann und Malinois-Hündin: Zwei Ausgemusterte auf einem Roadtrip entlang der der Pazifikküste
Im Prinzip sind der ausgemusterte Soldat Jackson (spielt Channing Tatum selbst) und Malinois-Hündin Lulu gute alte Bekannte – schließlich dienten sie beide bei der Armee und wurden ausgemustert. Lulus Herrchen, Jacksons Ex-Rangers-Kamerad Riley ist bei einem Crash mit einem Baum gestorben. Jackson will zurück in den Dienst, statt bei einer Sandwichkette schlecht bezahlt Stullen zu schmieren. Doch beim Militär sieht man nach seinem Schädel-Hirn-Trauma keine Verwendungsmöglichkeit mehr für ihn – genauso wenig wie für die mittlerweile unberechenbare und bissige Lulu. Jacksons letzte Chance: Damit sein Chef ein gutes Wort für ihn einlegt, soll er Lulu zu Rileys Begräbnis und danach zum Einschläfern bringen.
Die Inspiration für die Geschichte: Channing Tatum ging mit seinem krebskranken Hund auf eine letzte Reise entlang der US-Pazifikküste. Und diese gut 1.000 Kilometer brettern im Film „Dog – Das Glück hat vier Pfoten“ auch der einsame Junggeselle und das verwaiste Tier entlang. Mit viel Gefühl inszeniert Channing Tatum diesen Trip in eine Zukunft, die für beide nichts Gutes verheißt. Dabei entdecken wir bei den zwei ungleichen Zeitgenossen viele Gemeinsamkeiten Beide sind sie gezeichnet vom Krieg und ihren Verletzungen. Lulu braucht einen Hundeflüsterer, der sie wieder auf die Spur bringt, Jackson jemand, der ihm zeigt, wie man sich seinen Gefühlen stellt. Und beide haben sie jemand verloren – Lulu ihr Herrchen, Jackson seine kleine Familie, denn er hat keinen Kontakt mehr zu seiner dreijährigen Tochter Sam.
Channing Tatum zeigt natürlich seinen trainierten Body - aber voller Selbstironie
Das hätte ein anderes Regieteam vielleicht zu einer einzigen tränenseligen Soße verkocht, aber Regie-Neuling Channing Tatum und sein Co-Regisseur Reid Carolin setzen auf leise Emotionen und einen sanften Humor. Unser Dream-Team trifft nämlich auf der Reise durch die US-Pampa auf eine Reihe von schrägen Figuren – und zwar nicht die typischen Provinzrednecks der Trump-Ära, sondern eine Dame mit Haschplantage und einem militanten Kriegsdienstverweigerer-Gatten oder zwei vegane Tantrikerinnen, die bei einem flotten Dreier Jackson von seinen sexuellen Energieblockaden befreien wollen.
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Biodynamisches Bier in der neuen „Woking Class“ – das ist zu viel für einen Durchschnittstypen wie Jackson. Kein Wunder, dass Jackson allein ist. Männer sprechen in „Dog“ einfach eine andere Sprache als Frauen. Vielleicht ein bisschen zu plakativ kontrastieren die beiden Regisseure den Macker-Sprech der harten Army-Kerle mit dem der jungen Ladys. Sie suchen einfach keinen Typen mit „weißem Retter-Komplex“, der von den Taliban angeschossen wurde. Aber amüsant ist’s schon. Dabei gibt’s natürlich auch Channing Tatums gestählten „Magic Mike“-Oberkörper zu sehen – aber schön selbstironisch auch mal im rosa Magnolien-Kimono oder in einer Wet-T-Shirt-Szene. Wie man uns eine vorhersehbare Story schmackhaft macht, weiß der Mann!