Channing Tatum lässt die Hüllen fallen: 'Magic Mike' - Filmkritik

Channing Tatum lässt die Hüllen fallen: 'Magic Mike' - Filmkritik
'Magic Mike' (Channing Tatum) verdient sich als Stripper eine goldene Nase.

2,5 von 5 Punkten

Er war jung und brauchte das Geld: Hollywoods Shooting-Star Channing Tatum ('Für immer Liebe') hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er früher als Stripper auf der Bühne gestanden hat. Den Absprung hat er zwar geschafft, doch jetzt lässt der sportliche Beau wieder seine Hüllen fallen: Kultregisseur Steven Soderbergh ('Ocean's Eleven', 'Contagious') hat sich für seinen neuen Film 'Magic Mike' von Tatums Vergangenheit inspirieren lassen.

Und das scheint sich voll und ganz auszuzahlen: Alleine in den USA hat der Film bereits locker die Hundert-Millionen-Dollar-Hürde gemeistert – wahrscheinlich wurden so einige Herren der Schöpfung von ihren Freundinnen, die den vor Kraft strotzenden Hünen in anzüglichen Posen erleben wollten, gnadenlos reingeschleift. Dabei dürfte so manch einer vor Neid erblassen bei den flotten Tanzeinlagen, die der 32-Jährige hinlegt. Und beim Anblick des unverschämt beeindruckenden Sixpacks Tatums kann 'Mann' ohnehin nicht anders als verschämt die Chipstüte beiseite zu legen.

Seine eigene Vergangenheit als Stripper kam Tatum bei den Dreharbeiten natürlich sehr zu Gute, wie er uns im exklusiven Interview verriet. Der einzige Unterschied zu damals bestand lediglich darin, dass die für den Film gecasteten Clubbesucherinnen bezahlt wurden, bevor sie sich in "wilde Tiere" verwandelten. Das kann man als chauvinistischen Sexismus abtun, aber immerhin geht es in 'Magic Mike' ausnahmsweise mal nicht um Frauen, die ihre Hüllen fallen lassen, sondern um Männer, die sich selbst zum puren Sexobjekt degradieren und dafür viel Geld einstreichen.

So auch Mike (Channing Tatum), der sich als erfolgreicher Stripper in einem Club in Florida eine goldene Nase verdient. Schnelle Autos, ein luxuriöses Appartement und verfolgt von einer ganzen Schar hübscher Frauen – das lässt auch den 19-jährigen Adam (Alex Pettyfer, 'In Time', 'Beastly') nicht unbeeindruckt, der noch nicht weiß, was er mit seinem Leben anstellen soll und sich von Mike unter die Fittiche nehmen lässt. Als 'The Kid' lernt er nun die besten Dancemoves, die Kunst der Verführung auf der Bühne – und auch, sich gegen den schmierigen und selbstgefälligen Clubbesitzer Dallas, sehr gelungen von Hollywoodstar Matthew McConaughey ('Der Mandant') verkörpert, durchzusetzen.

'Du kannst alles schaffen, wenn du nur an dich glaubst!'

Channing Tatum lässt die Hüllen fallen: 'Magic Mike' - Filmkritik
Der schmierige Clubbesitzer Dallas (Matthew McConaughey) macht Mike (Channing Tatum) das Leben unnötig schwer.

Doch auch Mike profitiert von seinem Zögling, als er dessen Schwester Brooke (Newcomerin Cody Horn) kennenlernt und sich prompt in sie verliebt. Während Adam schnell dazulernt und sich immer mehr für das Leben als Stripper begeistert, erwägt Mike seinen Rückzug aus der Branche. Doch kann er seinen Zögling, der sich nicht nur den Verlockungen des Geldes, sondern auch denen der Drogen gnadenlos ausliefert, wirklich sich selbst überlassen?

Tatum hat schon oft unter Beweis gestellt, dass er sich in körperlich herausfordernden Rollen mehr als wohl fühlt. Und McConaughey ist ohnehin dafür berühmt-berüchtigt, dass er sich von den Paparazzi gerne mal mit entblößter Brust selbstverliebt beim testosterongeschwängerten Gewichte-Stemmen am Strand von Los Angeles fotografieren lässt. Eine Herausforderung dürften die Rollen der beiden daher nicht unbedingt gewesen sein. Eine besondere Entdeckung in 'Magic Mike' ist allerdings Cody Horn, die bisher als Kino-Darstellerin noch nicht richtig in Erscheinung getreten ist und den Film als moralisches Zentrum angenehm bereichert. Sie begleitet die Karriere ihres Bruders mit großer Skepsis, ohne aber dauernd den mahnenden Zeigefinger zu erheben.

Keine Frage, Regisseur Soderbergh ist nicht dafür bekannt, nur ausnahmslos gute Filme zu machen. 'Magic Mike' gehört nicht unbedingt zu seinen besten Werken, wenngleich er aus der unterhaltenden Stripper-Komödie auch die dunklen Seiten des Sex-Business nicht ausblendet, geschweige denn romantisiert. Aber das klischeehafte 'Du kannst alles schaffen, wenn du nur an dich glaubst'-Gesülze nervt leider dennoch. Klar, als Motivation für ein Sixpack könnte das vielleicht reichen. Aber eine Tüte Chips hat auch ihren Reiz.

Von Norbert Dickten

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