Von Mireilla Zirpins
Jetzt fangen auch noch die Arthouse-Regisseure an, sinnlose Fortsetzungen ihrer Erfolgsfilme zu drehen. Als Shekhar Kapur vor fast zehn Jahren erstmals Cate Blanchett als Elizabeth I an den Start schickte, waren die Kritiker sehr angetan von dem menschlichen Gesicht, dass die australische Schauspielerin der eisernen Lady der frühen Neuzeit verlieh. Nun hat sich der pakistanischstämmige Regisseur, der seither nur den wenig erfolgreichen Historienfilm „Vier Federn“ vorgelegt hat, auf seinen früheren Erfolg besonnen und ein Sequel gedreht.
An Cate Blanchett sind die Jahre zwar nicht ganz spurlos vorüber gezogen, aber sie sieht immer noch viel zu blendend aus für die Rolle der Elizabeth, die nun schon seit gut drei Jahrzehnten auf dem englischen Thron sitzt. Eine verhärmte Frau von 53 kauft man der schönen 38-Jährigen trotz ihrer grandiosen schauspielerischen Leistung nicht ganz ab. Da hätte sich Shekhar Kapur schon trauen müssen, tiefer in den Topf mit der Theaterschminke zu greifen und seiner Elizabeth ein paar Sorgenfalten mehr zu verpassen. Er hat sich aber dafür entschieden, seine bezaubernde Hauptdarstellerin in ihrem Glanz zu belassen. Und so sieht sie einfach zu schön aus für diese böse Geschichte um Macht, Liebe, Hass und Gier und den Krieg gegen die spanische Armada.
Und das ist auch das Problem des ganzen Films. Unglaublich liebevoll ist hier jede einzelne Szene ausgestattet mit staatstragenden Kulissen und Kostümen vom Feinsten. Dieser optische Zauber lenkt zunächst ab von der ohnehin schon komplizierten und figurenreichen Intrige, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Kapur seine Story zu langsam aufbaut, um dann etwas lieblos von Ereignis zu Ereignis zu hechten. Im Zentrum des Films stehen jedoch nicht die taktischen Winkelzüge, die Elizabeth unternehmen muss, um ihren Thron gegen den spanischen König Philip II (etwas holzschnittartig: Jordi Mollà) und andere Verschwörer zu verteidigen, sondern erneut eine unerfüllte Liebesgeschichte.
Diesmal schmachtet die inzwischen ziemlich verbitterte Monarchin nicht mehr Knopfauge Joseph Fiennes hinterher, dem wir nicht nachtrauern, sondern immerhin Clive Owen, also einem Mann für erwachsene Frauen. Der spielt charmant und engagiert Sir Walter Raleigh, dessen Intellekt und Freiheitsdrang die aus strategischen Gründen immer noch unverheiratete Königin reizen. Doch ist ein Mann aus dem Volke für eine Herrscherin tabu, und so offeriert sie Raleigh ihre Lieblingszofe Bess (Abbie Cornish) als Bettgefährtin, um den Abenteurer ans Festland zu binden. Doch die Geschichte geht nach hinten los, denn die eifersüchtige Monarchin hat ihre eigenen Gefühle unterschätzt…
Cate Blanchett trägt schon wie beim ersten Mal mit ihrer changierenden Darstellung den Film weitgehend auf ihren Schultern. Wenn sie mit den Worten „Sie können mich zwar sehen, aber nicht berühren. Ich stelle mir vor, es gäbe eine Glasscheibe zwischen Ihnen und mir“ das ganze Dilemma von Elizabeths Existenz zusammenfasst, genügt eine einzige Geste, um diesen Satz plastisch zu machen. Daneben verblasst Clive Owen ein wenig, obgleich er sich redlich in seiner Rolle schlägt. Samantha Morten hat einen kleinen, aber feinen Auftritt als Mary Stuart, die hier einmal aus ganz anderer Perspektive gezeigt wird. Und auch der Rest der Besetzung ist hochkarätig und überzeugend – von Geoffrey Rush als Walsingham bis zu Rhys Ifans als Robert Preston.
Trotzdem ist die ganze Geschichte ein bisschen blutarm inszeniert. Zwar gibt es ein paar hübsche visuelle Einfälle wie den Vorspann, der sich aus gefakten Fensterbildern zusammensetzt, aber dafür holt einen manch bescheidener Effekt schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. „Elizabeth – The Golden Age“ ist eine Geschichte mit hübschen Bildern und tollen Schauspielern – mehr nicht. Gewartet hat darauf außer Shekhar Kapur vermutlich niemand.