Carey Mulligan: 'Johnny Depp ist einfach umwerfend!'

Du bist sechs Jahre lang in Hannover und Düsseldorf aufgewachsen. Sprichst du denn noch Deutsch?
Ich verstehe fast alles, aber sprechen kann ich nur, wenn ich betrunken bin.
Oh, da hattest du bei der Berlinale bestimmt reichlich Gelegenheit zu, oder?
Vor allem mit David Kross, weil wir ja beide Shooting Stars waren. Wir haben vier Stunden lang bis spät in der Nacht in einer Bar zusammen abgehangen. Er hat Deutsch mit mir geredet und ich habe ihm auf Englisch geantwortet - und später auch auf Deutsch. Aber ich habe ihn besoffen gemacht. Ah, das hätte ich vermutlich nicht sagen sollen. Alle waren betrunken nach dieser Shootings-Stars-Veranstaltung.

Die Leute stecken einen gern in eine Schublade, und das scheint momentan meine zu sein. Ich bin geschmeichelt. Aber ich mag ihren Sixties-Look, den ich ja auch im Film trage. Könnte ich öfter machen. Es ist für ein Mädchen ein Riesenspaß, so herausgeputzt zu werden.

Mh, diesen ganzen Red-Carpet-Geschichten finde ich ein bisschen schwierig. Ich stehe nicht so drauf, fotografiert zu werden und fühle mich unwohl im Blitzlichtgewitter. Vielleicht gewöhn ich mich noch dran. Aber der Rest ist nett. Bei den BAFTAs habe ich einen Preis überreicht. Vorher hatte ich schon Bammel, aber als es über die Bühne war, habe ich total nett mit meinen Freunden da gefeiert.
Und es macht natürlich Spaß, sich die Klamotten dafür auszusuchen, oder?
Oh ja. Nur eine Diät mache ich nicht, dafür ist mir der Spaß viel zu wichtig. Und wenn man völlig fertig aussieht, kriegen diese Make-up-Artisten es irgendwie immer noch hin. Beeindruckend. Hier bei der Berlinale bin ich sehr auf sie angewiesen bei dem Schlafdefizit. Die Outfits für die BAFTAs und die Berlinale habe ich alle in L.A. besorgt, nachdem ich beim Filmfestival in Sundance war. Ich bin ja schon seit sieben Monaten nicht mehr in meiner Wohnung gewesen.

Oh Gott, natürlich nicht. Ich meine, ich bin nicht ehfürchtig aufgrund seines Starstatus, sondern weil ich ihn als Schauspieler sehr bewundere. Es ist überwältigend, mit ihm zu arbeiten, weil er so talentiert ist - und nicht, weil er Johnny Depp ist.
Und Johnny Depp sieht natürlich einfach gigantisch gut aus.
Ja, absolut, und er ist ein total lieber Kerl. Meine Rolle in ’Public Enemy’ ist zwar total klein, aber ich spiele seine Prostuierte und habe ziemlich wenig an, während ich ihn küsse. Aber er hat es hingekriegt, dass ich mich dabei total wohl gefühlt habe. Er ist einfach umwerfend. Übrigens: Alle meine Freundinnen, die sich bis dato überhaupt nicht sonderlich für meine Arbeit interessiert haben, riefen auf einmal dauernd an. Alles nur, weil ich mal fünf Minuten mit Johnny Depp auf der Leinwand zu sehen sein werde. Ich sollte mehr mit Johnny drehen, damit ich ihre Aufmerksamkeit auf mich ziehe.

Ich war total brav. Meine Eltern sind hier, du kannst sie selbst fragen. Meine größte Rebellion war es, Schauspielerin zu werden.
Was war der Fehler in deiner Jugend, aus dem du das meiste gelernt hast?
Ganz klar eine Party bei meinen Eltern zu Hause. Sie waren nicht da und ich habe alle im Haus rauchen lassen. Der Teppich hatte hinterher einen Haufen Brandlöcher, und die Polizei war zwei Mal da. Meine Eltern waren stinksauer und haben monatelang kaum mit mir geredet. Aber eigentlich war das doch eine ziemlich harmlose Nummer. Keine Drogen, sondern nur ein paar Kids mit ein paar Bierchen zu viel. Ich habe nicht mal Alkohol getrunken, bevor ich sechzehn war. Im Vergleich zu manchen meiner Freunde war ich geradezu unschuldig.

Mit 18 habe ich in einem Pub gearbeitet. Da kam immer so ein Typ hin. Ich habe mich nicht in ihn verknallt. Aber ich bin einmal mit ihm ausgegangen, weil er einen Ferrari hatte. Ist ja fast schon so wie in meinem Film. Aber hast du nicht auch den armen Film-Klassenkamerad bedauert? Er ist doch eigentlich so süß und sieht aus wie ein Versace-Model. Mit gleichaltrigen Jungs kam ich immer ganz gut zurecht, weil ich einen älteren Bruder habe. Nur in Liebesdingen nicht. Aber da hatte ich eh kein Händchen für.

Ich war auf einem Internat und hatte nicht viel Erfahrung. Ich hatte keinen richtigen Freund, bevor ich neunzehn wurde. Vorher waren das nur so ein paar kleine harmlose Geschichten, die maximal vier Wochen dauerten, bevor man per Telefon oder SMS miteinander Schluss machte. Das zählt ja irgendwie nicht. Daher würde ich nicht sagen, dass ich sehr selbstsicher war. Manchmal fühle ich mich zwar immer noch wie 13, aber dann auch wieder sehr viel älter als ich eigentlich bin. Aber jetzt bin ich seit dreieinahlb Jahren mit dem gleichen Mann zusammen. Mein Freund ist auch Schauspieler, und wir bekommend das gut hin, obwohl wir beide viel arbeiten und ständig unterwegs sind.
Herzlichen Dank für das Gespräch.