Und, sind die Juwelen jetzt geschenkt oder geliehen? Marcoux schaut verschmitzt. “Das meiste müssen uns die Hollywood-Schönheiten schon zurückgeben, was sie auch brav machen. Aber dieses Jahr haben wir eine limitierte Edition von Glitzer-Täschchen, die extra fürs Festival entworfen wurde und die wir bestimmten Damen als Willkommensgeschenk überreichen. Michelle Rodriguez hat schon eins.“
Cooles Outfit, du kannst es tragen. Wie hältst du dich so in Form?
Ich mach einfach nichts, sondern bewege mich so viel. Aber vielleicht sollte ich bald damit anfangen, man wird ja älter, da wird einiges “weicher“.
Naja, du bist ja gerade erst 31. Oder merkst du schon irgendwelche Verfallserscheinungen?
Nein, noch nicht. Aber ich habe schon gemerkt, dass ich die 30 überschritten habe, allerdings bin ich hauptsächlich erwachsen geworden. Mein ganzes Leben hat einen Soundtrack. In meinen wilden Jahren habe ich viel Rolling Stones, Iggy Pop, Pat Benatar, Led Zeppelin und ganz viel Pink Floyd gehört. Im Moment höre ich eher den Soundtrack von “Im Reich der Sonne“. Singt “We are the people…“
Du hast ja viele Talente. Gestern hast du nach der Chopard-Trophy auch aufgelegt...
Ich habe mich gefragt, wie kann ich Party machen, ohne in was reinzugeraten. Der Beste Weg ist, mich beschäftigt zu halten. DJ ist also genau mein Ding. Singen tu ich höchstens in der Dusche.
Wie bist zu zu Chopard gekommen?
Ich habe die Chefin, Caroline Gruosi-Scheufele, vor zwei Jahren in Cannes kennen gelernt, als ich hier einfach nur Spaß haben wollte. Ich mochte sie, weil sie so eine starke, coole Frau ist. Wie hätte ich ablehnen können, als sie mich als DJ wollte?
Was für ein Verhältnis zu Schmuck hattest du vor dieser Zusammenarbeit?
Ich trage selbst eher selten Schmuck. Mir gefällt das Handwerk und ich habe Respekt vor einer 150 Jahre alten Firma. Ich bin aber kein Glamourgirl und sehe die Schönheit eher in der Natur als in von Menschen gemachten Sachen. Aber das Östrogen in mir, also meine Mädchenseite, mag so Glitzerzeugs.
Wie sehr stehst du denn generell auf solchen Mädchenkram?
Eher weniger. Wenn man mich ich selbst sein lässt, macht es mir Spaß. Wenn ich in einen Style gezwängt werde, stehe ich zwar nicht drauf, mache aber mit, um den Leuten meinen Respekt zu erweisen. Kleider sind wie deine zweite Haut, ein Ausdruck deiner selbst. Selbst wenn ich mich dem Stil eines Events anpasse, muss immer noch ein Stück von mir selbst drinstecken. Lass es mich so sagen: Ich habe noch keinen gefunden, der mich so gut versteht, dass er mich einkleiden könnte.
Wie lebst du in Hollywood mit dem Druck, immer gut aussehen zu müssen?
In dieser Industrie gibt es ziemlich viele oberflächliche Leute. Ganz wenige Regisseure blicken hinter die Fassade und sehen dein Potenzial, das ist Magie. Für die hohlen Stinkstiefel musst du das alles schon vorgeben, weil sie sich das nicht vorstellen können. Denen gehe ich aus dem Weg. Deswegen arbeite ich wohl auch nicht so viel.
Höre ich da ein gewisses Bedauern?
Überhaupt nicht.
Lehnst du zu oft Frauenrollen als Freundin oder Opfer in formelhaften Filmen ab?
Siehst du, genau deswegen arbeite ich so wenig. Sie haben aber aufgehört, mir solche Drehbücher zu schicken. Es hat sich herumgesprochen, dass ich so was nicht mache.
Es hat sich auch herumgesprochen, dass du keine Sexszenen drehen und dich nicht ausziehen willst.
Zeig mir eine Story, die so gut ist wie “Romeo und Julia“ oder “Carmen“, dann zieh ich das durch. Wenn du mir so was bringst, zieh ich alles aus für dich, Schätzchen. Ich spiele nur immer die gleichen Rollen, weil sie immer nur die gleichen Bücher schreiben. Es ist ein einsamer Weg, aber ich bin glücklich damit. Seit dreihundert Jahren schreiben Frauen ihren eigenen Namen auf Bücher. Wie lang wird es dauern, bis sie auf der Leinwand eine eigene Stimme haben?
Warum schreibst du nicht selbst was?
Bin schon dabei. Ich arbeite an einer US-Fassung von Katja von Garniers “Bandits“. Gar nicht einfach, das so zu machen, dass es einer breiten Masse gefällt, aber nicht an Tiefe verliert. Man wird sowieso immer kritisiert.
Liest du überhaupt noch, was über dich geschrieben wird?
Nee, ich schau mir in den Klatschzeitungen nur manchmal die Fotos an, aber nicht die von mir. Ich schaue mir ja nicht mal meine eigenen Filme an, “Avatar“ ausgenommen.
Was machst du, damit hier beim Festival nicht jeden Morgen dein Bild in der Zeitung ist?
Ich verstecke mich. Ich bin seit zwei Tagen hier und habe das Hotel bisher nicht verlassen. Bei einem Festival wie diesem sind die Paparazzi schon nervig. Wer will schon von einem Typen mit einer Kamera gejagt werden? Viele Leute in diesem Geschäft stehen ja drauf, ich aber nicht.
Herzlichen Dank für das Gespräch!