Cameron Diaz: Overacting in 'Gambit' - Filmkritik

3 von 5 Punkten
Cameron Diaz, eher abonniert auf seichte Komödien oder leichte Action, bekommt in ihren Rollen selten Gelegenheit zum Overacting. Hier hat sie ihre Chance gewittert und überspannt den Bogen gewaltig. Dabei spielt sie in der Krimikomödie 'Gambit' doch im Grunde das, was sie immer spielt: Eine Beauty, mit der man Pferde stehlen kann.
Diesmal gibt sie die White-Trash-Dame P.J. Puznowski, die beim Provinz-Rodeo ihren Mann steht und nie ein Blatt vor den Mund nimmt. Dabei hat sie sichtlich Freude, den texanischen Akzent ihrer Figur derart zu übertreiben, so dass der Zuschauer glatt nicht mehr auf ihre knappen Outfits achtet. Ausgerechnet sie heuert der verklemmte britische Kunstexperte Harry Deane (von Colin Firth als genaues Gegenteil der impulsiven Schnatterelse angelegt) an, um seinen nervigen Boss Shahbandar (Alan Rickman, der sich ständig nackig machen muss) aufs Kreuz zu legen. Deane will ihn im großen Stil mit einem gefälschten Monet betrügen, aber natürlich läuft die Sache dem Kontrollfreak aus dem Ruder. Exhibitionist Shahbandar und die offenherzige P.J. Puznowski verstehen sich prächtig, und Dean gerät von einem Schlamassel in den nächsten und steht bald selbst ohne Hosen auf dem Fenstersims eines Londoner Nobelhotels.
Angestaubter Humor und kein roter Faden

Dass einem der Humor ein bisschen angestaubt und die Geschichte irgendwie bekannt vorkommen, liegt daran, dass die Coen-Brüder sich für ihr Drehbuch bei dem 60er-Jahre-Streifen 'Das Mädchen aus der Cherry-Bar' mit Michael Caine und Shirley MacLaine bedient haben. Die Regie haben sie an Michael Hoffman (‚Ein russischer Sommer‘, ‚Tage wie dieser‘) abgedrückt, was vielleicht nicht die beste Idee war. So richtig funktionieren will das Ganze nämlich nicht. Vielleicht, weil die komplizierte Story mit all ihren Wendungen und Intrigen stellenweise doch zu abstrus ist und ein paar gute Lacher mehr vertragen könnte. Vielleicht auch, weil dem Regisseur der rote Faden fehlt, seine zum Teil ganz netten Ideen zu verbinden.
Aber man sieht den Akteuren gern zu, auch wenn sich Colin Firth mal wieder als gehemmter Anzugträger zum Löffel machen muss und Cameron Diaz mit ihrem Cowgirl-Gehabe eindeutig zu dick aufträgt. Kein Film, den man sich zwei Mal ansehen möchte, aber okay als belanglose Unterhaltung für einen Gewitterabend im Sommer.
Von Mireilla Zirpins