Bruce Willis über den Film

Wir kennen ihn als toughen Typen, der im Unterhemd die Welt rettet. Doch nun hat Bruce Willis sein Bass-Organ ganz hoch geschraubt, um in dem Trickfilm „Ab durch die Hecke“ einem opportunistischen kleinen Waschbären seine Stimme zu leihen. Wie kam der Actionheld ausgerechnet zu einer solchen Figur, und wie hat er sich darauf vorbereitet?
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„Ich wollte drei Monate mit einer Waschbären-Familie leben“, scherzt Willis beim Interview anlässlich der Kölner Filmpremiere, „aber ich habe kein Wort verstanden – und sie verstanden mich auch nicht. Eigentlich wäre das ein Job für Robert De Niro gewesen“, macht sich Willis über die Mode des Method Acting in Hollywood lustig.
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Doch dann zeigt sich der Mime, der erwartungsgemäß im lässigen T-Shirt erscheint und später mit offenem Hemd zur Premiere geht, eher von seiner ernsten Seite – und das, obwohl er beteuert, ein humorvoller Typ zu sein und sich beschwert, dass es so schwer ist, eine gute Komödienrolle zu finden.
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Nun kann er beides verbinden in einem lustigen Trickfilm, und so kommt es, dass er bald zum zehnten Mal die Welt rettet – wenn man den vierten „Stirb langsam“-Streifen mitzählt, den er gerade vorbereitet und das Animationsabenteuer „Ab durch die Hecke“, in dem er, wie er betont, immerhin die Tierwelt vor dem Aussterben bewahrt. Na ja, da hat er ein bisschen übertrieben. Denn die ganze Tierwelt ist in dem herzigen Animationsabenteuer nicht bedroht, sondern eine kleine Community von Tierchen, die aus dem Winterschlaf erwachen und ihr altes Terrain plötzlich von einer riesigen Hecke durchtrennt sehen.
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Das schränkt das Nahrungsangebot doch arg ein. Zumal sich hinter dem gigantischen Gebüsch eine Ansiedlung konsumgieriger Menschen breit gemacht hat, die ihre Beute aus dem Supermarkt über frisch asphaltierte Pfade direkt in ihre Fertighäuser schleppt. Diese Zweibeiner essen nicht wie die Tiere um zu leben, sondern leben, um zu essen – und wegzuwerfen.
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Bruce Willis' Figur Richie ist es, die die armen Viecher in der flotten Komödie mit viel Action und reichlich flotten Sprüchen ganz schön in die Bredouille bringt. Der vorwitzige Waschbär muss nämlich auch ganz dringend Futter herbeischaffen, weil er mit dem Bären Vincent eine Rechnung offen hat. Und so hetzt er die kleine Tierfamilie auf, die Trabantenstadt der gefräßigen Menschen systematisch auszuräubern. Dass er den Fraß gar nicht fürs Überwintern einkellern, sondern seinem Erpresser Vincent vorsetzen will, verschweigt er arglistig und nutzt die Naivität von Eichhörnchen Hammy, Stinktier Stella und Opossum Heather für seine Zwecke aus.
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Nur die Schildkröte Verne ist misstrauisch – und ein bisschen eifersüchtig auf Richie. Und Verne behält Recht mit seinen pessimistischen Prophezeiungen. Natürlich lassen sich die Menschen das nicht einfach so gefallen, und so muss Richie bitter erfahren, dass man mit Egoismus auf Dauer nicht weiter kommt. Als er merkt, wie wichtig Freundschaft und die Geborgenheit einer Familie sind, ist es schon fast zu spät…
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Über seine Familie in Idar-Oberstein will der in Deutschland geborene Bruce Willis aber im Interview nicht reden. Ein paar Worte sagt er auf Deutsch, aber dann weist er freundlich aber bestimmt darauf hin, dass er in die Domstadt gekommen ist, um seinen Film vorzustellen. Und das tut er ganz gewissenhaft zusammen mit dem Produzenten Jeffrey Katzenberg. Und so erzählen die beiden Jungs mit der Einheitsfrisur von der Zukunft der 3D-Computertrickfilme, die ihrer Meinung nach die klassischen Zeichentrickfilme endgültig abgelöst haben und von den Schwierigkeiten und Herausforderungen, die so ein am Computer generierter Film und die Synchronarbeiten mit sich bringen.
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Willis betont, dass die Vertonung eines Trickfilms große Unterschiede zu einem Live-Action-Film mit sich bringt, bei der die Schauspieler vor der Kamera miteinander agieren. „Hier haben wir alle allein gearbeitet. Natürlich hat man dabei einen gewissen Spielraum zum Improvisieren. Aber damit haben wir uns selbst viel Arbeit gemacht.“ So zogen sich die Synchronarbeiten über 18 Monate hin, denn wenn einer seiner Sprecherkollegen wie Avril Lavigne, Steve Carell oder Nick Nolte seinen Text verändert hatte, musste Willis noch mal ins Studio, um die Antworten darauf abzustimmen – und umgekehrt.
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Bruce Willis schaut sich auch privat gerne Trickfilme an und freut sich darüber, dass „Ab durch die Hecke“ sich an Zuschauer jeden Alters richtet. „Da ist für jedes Alter was dabei, was selten ist bei Hollywoodfilmen. Bei den Testvorführungen haben an manchen Stellen nur die Kinder gelachten und an manchen eher die Teenies oder die Erwachsenen.“ Jeffrey Katzenberg fügt hinzu: „Wir von Dreamworks haben den alten Disney-Grundsatz für uns abgewandelt: Er machte Filme für Kinder und das Kind im Erwachsenen – wir machen Filme für Erwachsene und den Erwachsenen im Kinde.“ So konnten auch die Willis-Kinder sich den Film anschauen. „Viele meiner Filme dürfen sie wegen der Altersfreigabe noch nicht sehen“, erzählt der Hollywoodstar. Aber „Ab durch die Hecke“ mochten sie. „Meine Kids dürfen meine Filme aber auch nicht kritisieren“, gibt Willis einen kleinen Einblick in seine Erziehungsmethoden.
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Den Mann fürs Grobe und die Erhaltung des Planeten gibt er aber weiterhin gerne – einer muss es ja auch machen. In den Gelben Seiten Hollywoods habe er seinen Eintrag unter „Weltrettung“, sagt er im Scherz. Nur danke gesagt habe ihm noch niemand, seufzt er.
Mireilla Häuser
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01 11
