Postapokalyptischer Büchermangel
Wer nach diesem langen und schneereichen Winter noch nicht depressiv genug ist, der sollte jetzt im Kino "Book of Eli“ schauen. Das Endzeitdrama mit Oscar-Preisträger Denzel Washington ist eine moderne "Mad Max“-Version - visuell jedoch deutlich anspruchsvoller. Die nicht ganz so starke Story wird durch die hochkarätigen Darsteller wieder ausgeglichen.
Wir schreiben das Jahr 2044, dreißig Jahre nach dem "Inferno“, das die Zivilisation nahezu ausgelöscht hat. In dieser Welt geht es ums nackte Überleben. Für Wasser und Schuhe sind die Menschen bereit zu töten, Menschlichkeit ist eine vergessene Eigenschaft. In dieser rauen und filmisch sehr düster dargestellten Welt ist der einsame Eli, gespielt von Oscarpreisträger Denzel Washington, auf dem Weg gen Westen. Im Gepäck ein Buch, das er mit Leib und Leben verteidigt.
Schnell wird klar, um was für ein Buch es sich handelt. Das Buch der Bücher ist ein begehrter Schatz, den auch Carnegie, verkörpert von Gary Oldman, unbedingt haben will. Der herrschsüchtige Bürgermeister einer der wenigen stadtähnlichen Siedlungen, in denen man noch Überlebende findet, ist ebenfalls bereit, Menschenleben für dieses eine Buch zu opfern.
Kampf: Mann gegen Mann
Auf seiner Reise trifft Eli in Carnegies namenloser Stadt ein. Als Fremder sorgt er gleich für Aufsehen und muss bald seine beeindruckende Kampfkunst anwenden, um zu überleben. Carnegie will den Wanderer für sich gewinnen und schickt ihm als nette Geste abends die Tochter seiner blinden Geliebten ("Flashdance-Ikone“ Jennifer Beals) aufs Zimmer. Die junge Solara (Mila Kunis, kennt man aus "Max Payne“) soll den Reisenden zum Bleiben bewegen. Doch stattdessen wühlt Eli das junge Mädchen mit seiner Sanftmütigkeit und Menschlichkeit auf.
Durch Zufall wird Solara auf Elis größten Schatz aufmerksam - das Buch. Carnegie kommt dahinter, und es kommt zum Kampf: Mann gegen Mann, bis zum bitteren Ende. Wer überlebt und wer den Schatz am Ende erhält, wird nicht verraten, denn sowohl der Film als auch Elis Reise enden etwa so unerwartet wie "The Sixth Sense“.
Mit ihrem neuen Werk haben die Brüder Allen und Albert Hughes ("From Hell“) ein Endzeitdrama mit nachhaltiger Wirkung geschaffen. "Book of Eli“ ist handwerklich sehr gut gemacht und hält fast über die ganzen 118 Minuten den Spannungsbogen aufrecht. Die Atmosphäre wird durch die entsättigten Farben, die kargen Landschaften, aber auch die Dialoge perfekt wieder unterstrichen. Ein Prise Humor verleiht dem Film Charme. Die brutalen Kampfszenen dagegen sind echte Schocker, aber gut gemacht. Überhaupt haben die Hughes-Brüder stark auf den visuellen Aspekt des Films gesetzt, was "Book of Eli“ sehr zu gute kommt.
Denzel Washington ist in der Rolle des mysteriösen Eli sehr authentisch. Die Rolle des wortkargen Einzelkämpfers nimmt an ihm ab. Gary Oldman glänzt als in der Rolle des Gegenspielers Carnegie. Die beiden Topstars liefern ein packendes Duell.So wie man Eli gleich ins Herz schließt, ist Carnegie von Anfang an eine Person, der man am liebsten aus dem Weg gehen will. Bei den Nebenrollen sticht Mila Kunis hervor, die in der Rolle der jungen Solara brilliert und sich als Konkurrentin für Angelina Jolie und Megan Fox etablieren könnte. Nicht nur wegen dieser jungen Neuentdeckung und ihren berühmten Kollegen ist ‚Book Of Eli’ ein Kinotipp. Gute-Laune-Bärchen allerdings seien gewarnt: Der Film ist mit seinen zum Teil blutigen Gemetzeln harte Kost, die Endzeitstimmung drückt aufs Gemüt.
Von Elke Feldmann