Weniger ist manchmal mehr. So waren wir ganz froh, dass der nervige Chris Tucker in “Rush Hour 3“ einen Maulkorb verpasst bekommen hat und ein bisschen weniger Verbaldünnschiss absondert als in den beiden vorangegangenen Komödien. Doch sabbelt er nun nicht genug Mist, um die Ungereimtheiten der Story zu überdecken. Tja, wie man’s macht...
“Da oben hat man keine Zeit zu denken. Wenn man denkt, ist man tot.“ Solche Weisheiten gab Tom Cruise als fliegender Dämlack Maverick in „Top Gun“ von sich. Dummerweise war das offenbar auch das Credo der Skriptschreiber. Denn wer sein Hirn einschaltet, ersinnt für Meg Ryan keine Textzeilen wie: „Hey, du geiler Hengst, schaff mich ins Bett oder ich wechsel das Revier.“ Das allerdings haben die Übersetzer verbrochen, denn im Original hieß es ungleich braver „Take me to bed or lose me forever.“
„Mein Baby gehört zu mir. Ist das klar?“ Wer kann so einen doofen Machospruch ausspucken, ohne eine Mine zu verziehen? Klar, Patrick Swayze, aber der bewegt in Filmen generell seine Gesichtmuskeln nicht. Im Original ist der Spruch auch nicht besser: „Nobody puts Baby in the corner.“
„Ich liebe dich.“ – „Dito.“ Herzloser kann man(n) seine Gefühle nicht gestehen. Natürlich war es ein Kerl, der diese unromantische Antwort auf ein Liebesgeständnis absonderte – und zwar schon wieder Patrick Swayze (diesmal in dem grottigen Rührstück „Ghost – Nachricht von Sam“). Der scheint sich seine Rollen nicht nach dem Drehbuchtext auszusuchen.
„Ich bin der König der Welt!“, schreit Pfannkuchengesicht Leo DiCaprio vom Bug der „Titanic“ euphorisch aufs offene Meer hinaus. Tja, aber nicht sehr lange, denn der Kahn kentert kurz danach zum Glück. Was hätte Kate Winslet auch darauf antworten sollen?
„Regnet es noch? Ich weiß es gar nicht.“ So schmerzfrei muss man erst mal werden. Andy Dowell schafft’s in „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“. Gut, Hugh Grant kann einem schon mal den Verstand rauben. Aber lieber wär’s uns gewesen, wenn ihr die Spucke weggeblieben wäre.
„Eins ist sicher: Inspector Clay ist tot. Ermordet. Und jemand ist dafür verantwortlich.“ Nein, das sind ja bahnbrechende Erkenntnisse, die wir uns nie allein hätten zusammenreimen können, wenn Lieutenant Harper (Duke Moore) aus “Plan 9 aus dem Weltall“ uns nicht so nett auf die Sprünge geholfen hätte. Danke für dieses Drehbuch, Ed Wood!
Neela (Nathalie Kelley): „Alles, was für euch Jungs zählt, ist die dickste Maschine.“ – Sean: (Lucas Black): „Ich bin ein Kerl, das ist in meiner DNA.“ Dieser Meilenstein der Dialogkunst stammt aus der Boliden-Parade „The Fast And The Furious 3“. Wir sind uns sicher: Wer solche Textzeilen verbricht, muss ganz mieses Genmaterial haben.
„Dauert und Howard – das reimt sich“, seufzt Jessica Lange in Wim Wenders’ vielleicht dämlichsten Film „Don’t Come Knocking“ bei einer eigentlich gefühlsduseligen Auseinandersetzung mit ihrem Filmsohnemann namens Howard. Als hätten wir das nicht selbst schon mit Schaudern bemerkt! Da textet jede Sechsjährige pfiffiger in ein Poesiealbum.
„Wie nennt man das?“ – „Chinesische Kampfmuffins.“ – „Da gibt es überhaupt nichts zu lachen. Ein Kumpel von mir hat mal einen Kampfmuffin an die Brust gekriegt. Sie haben ihn dann in vier Tiefkühlbeutel verpackt nach Hause geschickt.“ – „Das sind keine chinesischen und keine Kampfmuffins, sondern Mampfmuffins.“ Solch tiefschürfenden Unterhaltungen durfte man in „Drei Engel für Charlie“ folgen. Aber zwischen den ganzen hohlen Phrasen von „Ich hab eine Idee“ bis „Los geht’s“ fiel das gar nicht weiter auf.
„Der liebe Romulus!“ ruft ein kleines Mädchen verzückt, als in einem Gespräch nur die Rede von besagtem Thronfolger ist. Klingt nach einer 50er-Jahre-Schmonzette, stammt aber peinlicherweise aus dem Sandalenfilm „Die letzte Legion“ (anno 2007). Welchen Informationswert hat diese Dialogzeile? Keine. Da wollte wohl jemand mit aller Kraft die anderthalb Stunden vollkriegen.
„Wozu ist das?“ – „Das ist blaues Licht.“. Klar, dass Hamid noch mal nachfragt, wenn Rambo so an seiner Frage vorbeiantwortet: „Und was macht es?“ – „Es leuchtet blau.“ Wir wussten schon immer, dass der Mann in Armypants und Muscle-Shirt ein geistiger Tiefflieger ist.
Wenn man(n) nicht alles selber macht, kommt sowas heraus: „Ich bin nur ein Mädchen, das vor einem Jungen steht und ihn bittet, es zu lieben“, rudert Julia Roberts hilflos in „Notting Hill“ herum, weil Hugh Grant nicht in die Pötte kommt und ihr seine Liebe gesteht. Mensch, hätte er sie nicht einfach schweigend in den Arm nehmen können? Wir hätten es ihm gedankt.
Auch die arme Prinzessin Leia muss in „Das Imperium schlägt zurück“ selbst ran. „Ich liebe dich“, stammelt sie Han Solo entgegen. Und was sagt der Vollidiot? „Ich weiß.“ Wenn ihm das längst so sonnenklar war, hätte er ja auch mal die Initiative ergreifen können. Aber dass der große Sternenkrieger seine Gefühle schlechter artikulieren kann als R2D2 oder Chewbacca, wussten wir schon lange. Beweis gefällig? „Die Mühle machte den Corsalflug in weniger als 12 Parsec.“ Was will er uns nur damit sagen?
Manche Dialoge muss man einfach auf Englisch genießen, so wie diese unverblümte Anmache von Sylvia Kristel, die sich in „Airport 1979“ ziemlich plump an den Piloten (George Kennedy) heranschmeißt: „You pilots are such – men!“ Sie bekommt die Antwort, die sie verdient: „They don’t call it a cockpit for nothing!“
„Oah geil, du hast ja ’n Tattoo!“ – „Cool, du auch, Dude!“ – „Nein, boah.“ – „Dude, was hab’ ich denn aufm Rücken?“ – „Sweet, und was hab ich aufm Rücken?“ – „Dude! Was hab ich aufm Rücken?“ „Sweet! Und was hab ich aufm Rücken?“ Wir ersparen ihnen den Rest, denn das geht noch drei Mal so hin und her, bis die beiden Schnellmerker blicken, dass sie sich im breitgekifften Kopf ihre Namen auf den Rücken tätowieren lassen haben. Und wissen Sie, warum die obernervige Klamotte „Ej Dude, wo is mein Auto“ heißt? Ja, genau! Aber den Dialog wiederholen wir hier nicht auch noch. Bleibt anzumerken, dass jede Textzeile aus diesem unsäglichen Film prima in diese Geschichte gepasst hätte.