'Barneys Version': Drei Hochzeiten und zwei Todesfälle
4 von 5 Punkten
In ‚Barneys Version‘ erwartet den Kinozuschauer eine ungewohnte Mischung aus Komödie und Drama. So besticht der neue Film von Regisseur Richard J. Lewis (‚Mein Partner mit der kalten Schnauze 3‘‚ ‘CSI: Crime Scene Investigation‘) in der ersten Hälfte des Films durch intelligenten Witz und amüsante Situationskomik. Zum Ende hin wird ‚Barneys Version‘ zunehmend tragischer - für den Zuschauer eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle. Dennoch ist die Verfilmung der gleichnamigen Romanvorlage des Autors Mordecai Richler sehenswert und sehr unterhaltsam, woran die brillanten Schauspieler einen großen Anteil haben.
Hauptdarsteller Paul Giamatti (‚Shoot ‚Em Up‘, Duplicity – ‚Gemeinsame Geheimsache‘) geht in der Rolle des ewig unangepassten Querkopfs Barney Panofsky förmlich auf. Wem das allein nicht genügt, und wer den Klang großer Namen vermissen sollte, auf den wartet Dustin Hoffman (‚Rainman‘, ‚Sleepers‘ als Barneys jüdischer Papa Izzy. Minnie Driver (‚Sleepers‘, Good Will Hunting‘) und Rosamund Pike (‚Stolz & Vorurteil‘, ‚Surrogates‘) überzeugen in ihren Rollen als Ehefrauen Nummer zwei und drei.
Das Schicksal meint es nicht gut mit Barney
Die Rahmenhandlung des Films spielt in der Gegenwart und zeigt den 65-Jährigen Barney Panofsky, der sich an sein bewegtes Leben zurückerinnert. Alkoholexzesse, gescheiterte Ehen und das mysteriöse Verschwinden seines besten Freundes Boogie (Scott Speedman, ‚Dark Blue‘, Underworld‘) belasten den Produzenten seichter TV-Soaps. Immer wieder wird Barney im Laufe seines Lebens schmerzhaft darauf hingewiesen, dass es das Schicksal nicht immer gut mit ihm meint: Seine erste Ehefrau begeht Selbstmord und sein Vater Izzy stirbt beim Sex mit einer Prostituierten. Diese Schicksalsschläge bekämpft Barney mit Selbstironie und Alkohol. Zudem verfügt er über jede Menge Leidensfähigkeit, die ihn trotz seiner selbstgefälligen Art einfach sympathisch macht. Dadurch entsteht eine abwechslungsreiche und intensive Handlung, die sich leider zum Ende der 134 Minuten als ziemliche schwere Kost entpuppt. Die Grenzen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschwimmen immer mehr, und der Zuschauer verliert zunehmend die Orientierung.
Eines zeigt ‚Barneys Version‘ ganz deutlich: Das Leben lässt sich nicht planen, sondern folgt seinen eigenen Gesetzen. Dank des intelligenten Humors seiner Darsteller versprüht dieser Film jenen Charme, den die Massenware made in Hollywood oft so schmerzlich vermissen lässt. Zuschauer, die nah am Wasser gebaut sind, sollten ausreichend Taschentücher mitnehmen – für ein weinendes und ein lachendes Auge.
Von Benjamin Seebach