'Back In The Game' von Clint Eastwood - Filmkritik

Amy Adams und Justin Timberlake
'Back In The Game': Amy Adams und Justin Timberlake © Keith Bernstein

3 von 5 Punkten

Wow, was für eine Verschwendung: Da engagiert Clint Eastwood Justin Timberlake für seinen neuen Film und lässt den Popstar, der mittlerweile locker Hauptrollen bekommt, als langweiligen Stichwortgeber für sich selbst und seine Hauptdarstellerin Amy Adams im Bild herumstehen.

Denn in dem Baseball-Drama geht es vor allem um die Beziehung des senilen Talent-Scouts Gus (Eastwood) zu seiner einzigen Tochter Mickey (Adams). Uneitel präsentiert sich Eastwood in der Eröffnungssequenz als alter Knochen, der Dosenfleisch aus dem Kühlfach futtert und beim Pinkeln nur noch tröpfelt. Dass er seinen Job als Nachwuchs-Entdecker kaum noch ausüben kann, weil er zu erblinden droht, drängt Eastwood den Zuschauern vielleicht etwas zu plump auf. Dafür dürfen die dann herzlich lachen, als das auch Gus' Chef und Kollegen auffällt und die von dem kauzigen Grantler mit ein paar markigen Sprüchen abgebügelt werden. Gus' bester Freund Pete (John Goodman) holt Tochter Mickey auf den Plan, die zunächst wie eine Klischee-Karrieretussi wirkt.

In frisch gebügelten hellblauen Blüschen versucht sie, als erste Anwältin in einer großen Kanzlei zum 'Partner' aufzusteigen. Da kann sie sich doch nicht um ihren alternden Vater kümmern. Doch mehr die Liebe zum Sport als das etwas unterkühlte Verhältnis zu ihrem Erzeuger lassen sie dann doch in die Provinz zurückkehren, um bei ihrem Alten nach dem Rechten zu sehen, auch wenn der gar nicht kooperativ ist. Natürlich läuft sie auch noch Gefahr, damit ihre beruflichen Errungenschaften an einen widerlichen Schleimer von Konkurrenten zu verlieren. Aber dafür wartet in der alten Heimat vielleicht ein Lover auf das Karrieremädchen, das mit 33 noch niemanden in sein Herz gelassen hat – Auftritt Justin Timberlake.

Verschwendung: Timberlake als Luxus-Statist

Clint Eastwood und Amy Adams
'Back In The Game' mit Clint Eastwood und Amy Adams © Keith Bernstein

Dessen Figur wäre eigentlich dazu angelegt, Eastwoods Gus Konkurrenz zu machen, will er doch ebenfalls als Talent-Scout Erfolg haben. Timberlakes Johnny ist ein Ex-Sportler, den Gus einst entdeckte und der nun mit Mitte 30 ein anderes Auskommen finden muss. Aber er gibt eher den Ziehsohn, der auf einen väterlichen Rat hofft und ein bisschen die Tochter anbaggern will. Das macht Timberlake nicht schlecht, aber das Konfliktpotenzial seiner Figur wird von Eastwood nicht ausgereizt. Er konzentriert sich auf die Vorgeschichte von Vater und Tochter, die zu ihrer Entfremdung geführt hat und ungleich emotionaler ist als die leichten Spannungen in der zarten Bande zwischen Mickey und Johnny. So wird hier ein Superstar wie Timberlake verheizt, ohne ihm auch nur die Chance zu geben, schauspielerisch gefordert zu sein.

Eastwood und Adams hingegen agieren beide kraftvoll und überzeugend. Ihre klischeehaft angelegten Figuren bringen sie wirklich zum Leben. Das macht die ziemlich vorhersehbare Geschichte sehr warmherzig und sehenswert – trotz einiger Mängel. Wer Baseball auf hohem Niveau erwartet, wird enttäuscht: Der Talent-Scout schaut sich nur Dorfliga-Spiele an, der dicke Baseballer, den alle einkaufen wollen (Joe Massingil), ist dazu so offensichtlich ein selbstverliebter Affe, dass selbst sportlich völlig unbeleckte Zuschauer sofort ahnen, dass mit ihm schon was nicht stimmen wird. Sie sollen Recht behalten, aber wir wollen ja hier nicht alles verraten...

Von Mireilla Zirpins

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