Influencerin erzählt ihre Geschichte
Ana Johnson (29) kämpft mit unerfülltem Kinderwunsch: "Meine letzte Fehlgeburt ist drei Wochen her"

Vor wenigen Tagen erst geht Influencerin Ana Johnson mit einer zutiefst bewegenden Geschichte an die Öffentlichkeit. Die 29-Jährige erzählt von ihrem steinigen Weg, ein Kind zu bekommen – und wie sie auf diesem Weg die Diagnose Endometriose bekommt. Bereits fünfmal haben sie und ihr Partner Tim eine Kinderwunsch-Klinik aufgesucht, bisher ohne Erfolg.
In ihrem neusten, ebenfalls hoch-emotionalen Video teilt Ana ein schmerzhaftes Erlebnis: Zwei Behandlungen seien erfolgreich gewesen, so Ana, doch habe sie beide Embryonen in der sechsten Schwangerschaftswoche verloren. Ihre letzte Fehlgeburt sei erst drei Wochen her.
"Ich bin noch immer nicht schwanger. Oder vielleicht kann man sagen: nicht mehr schwanger“
Anfang 2022 haben Ana und Tim ihren ersten Termin in der Kinderwunsch-Klinik. Wie Ana nun erzählt, geht für sie kein Weg an der Klinik vorbei, um ein eigenes Kind zu bekommen. Sie hat Endometriose, Adenomyose und beidseitig verschlossene Eileiter. Ein Kind auf natürlichem Wege zu bekommen, sei völlig unmöglich. Die Ärzte machen ihr jedoch große Hoffnung. Ana sei jung und gesund, das eigentliche Problem seien die verschlossenen Eileiter – und die könne man in der Klinik problemlos umgehen.
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„Doch dann wurde es ziemlich schnell ziemlich intensiv“, sagt Ana. Ganze fünf Behandlungen unterzieht sie sich 2022. „Jetzt haben wir Anfang 2023 und ich bin nach viereinhalb Jahren Kinderwunsch-Behandlung noch immer nicht schwanger. Oder vielleicht kann man sagen, nicht mehr schwanger.“ Zwei der Behandlungen waren erfolgreich. „Ich habe die Embryonen aber leider in der sechsten Schwangerschaftswoche jeweils verloren.“ Ihre erste Fehlgeburt sei nach der ersten Behandlung im März 2022 gewesen, die letzte vor nur drei Wochen.
Die Kinderwunsch-Behandlungen zehren an Anas Kräften

„Was sowas, die ganzen Rückschläge, besonders eine Fehlgeburt mit einem machen, muss ich hier nicht weiter erklären“, erzählt Ana. „Aber das war mein Schlüsselmoment, wo ich gesagt habe: ‘Ich möchte jetzt endlich offen darüber sprechen.’“ Sie halte es nicht mehr aus, alles in sich hineinzufressen, sondern wolle damit rausgehen und sich mit anderen austauschen. Anas größtes Anliegen: anderen Frauen Mut und Hoffnung geben. Man könne immer wieder die Kraft für neue Momente und Versuche und Behandlungen finden. „Zusammen ist man einfach weniger allein“, sagt die 29-Jährige.
Was eine Kinderwunsch-Behandlung für viele Frauen bedeute, versucht Ana ebenfalls zu erklären. „Die Behandlungen sind absolut nicht ohne“, sagt sie. Man setze sich über Wochen, Monate, teilweise über Jahre vielen Medikamenten, Operationen, Behandlungen, Terminen und Spritzen aus. „Es sind extreme Strapazen, die man durchlebt. Nicht nur körperlich, sondern auch psychisch!“ Das letzte Jahr sei womöglich das härteste Jahr ihres Lebens gewesen.
Doch inmitten dieser Strapazen und inmitten des Scheiterns versucht sie dennoch Gutes zu erkennen. „Es hat Tim und mich als Team noch mal so extrem zusammengeschweißt“, sagt sie. An diesen kleinen, positiven Momenten versuchen sie sich festzuhalten. „Anders kann man diese Zeit gar nicht durchstehen“, so Ana.
"Es ist eine wahre Tortur"
Sie und Tim entscheiden sich Anfang 2022 für die In-vitro-Fertilisation (IVF), die ihr die Klinik auch empfohlen habe; es sei wirklich ein harter, steiniger Weg. Man merke jedes Ziehen im Unterleib, man versuche jedes Zeichen im Körper zu deuten und wahrzunehmen. „Diese typischen Sätze, man müsse sich einfach nur mal entspannen und dann klappe das auch mit der Schwangerschaft, sind bei einer Kinderwunsch-Behandlung absolut fehl am Platz“, stellt die 29-Jährige klar. Bei einer Behandlung habe sie sich neun Wecker stellen müssen, um keines ihrer Medikamente zu vergessen. „Da kannst du dich einfach nicht entspannen.“
Grundsätzlich sei eine künstliche Befruchtung super kräftezehrend und psychisch belastend, kosten- und zeitintensiv. Eine Behandlung habe im Schnitt immer vier bis fünf Wochen gedauert. „In diesen vier bis fünf Wochen durchläuft man eine wahre Achterbahn der Gefühle. Von den größten Hochs bis zu den größten Tiefs. Man hat so viel Hoffnung, die man in diese Wochen steckt und all das kann innerhalb eines Anrufs, innerhalb weniger Sekunden wieder vorbei sein. Es ist eine wahre Tortur.“
Bekämpft Anas Immunsystem die Embryonen womöglich aktiv?

Nach drei gescheiterten Versuchen wechseln Ana und Tim im Sommer 2022 die Klinik. „Generell habe ich das Gefühl, dass man im Kinderwunsch wahnsinnig viel Eigeninitiative mitbringen muss“, sagt sie. Man müsse sich selbst über Behandlungsmethoden informieren, selber recherchieren, Untersuchungen ausfindig machen und, und, und. „Das macht einen irgendwann so traurig, weil du diesen Druck verspürst, du musst jetzt selber aktiv werden und die Initiative ergreifen, dass es halt vorangeht mit deinem großen Traum. Dass man sich nicht so richtig fallen lassen kann und weiß, hier wird mir geholfen und ich kann die ganze Verantwortung irgendwie abgeben.“
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In der neuen Klinik sei das zum Glück kein Problem mehr. „Wir haben uns da so gut aufgehoben gefühlt.“ Die Behandlungsmethoden seien ganz anders, sie seien noch mal ganz neu untersucht und „auf den Kopf gestellt“ worden. Von Versuch zu Versuch werde etwas an der Behandlung geändert, „als würden kleine Schräubchen nachgezogen werden“. Und: „Es wird einem wirklich Hoffnung gegeben, dass es funktioniert und dass man nur noch nicht den passenden Weg gefunden hat“, sagt Ana.
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Trotzdem haben sie und Tim auch auf eigene Faust weitere Untersuchungen gemacht. Dabei sei herausgekommen, dass Ana ein Blutgerinnungsproblem habe und nun bei jedem Eingriff Heparin gespritzt bekomme. Das Paar hat außerdem checken lassen, ob ihre Gene kompatibel sind und demnächst steh eine „immunologische Abklärung“ an, wie Ana sagt. „Es kann sein, dass bei mir ein immunologisches Problem vorliegt. Dass ich quasi ein über-aktives Immunsystem habe, das die Embryonen, die man mir einsetzt, von allein abstößt und bekämpft.“ In diese Untersuchung setzen sie und Tim große Hoffnung. „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir genau an der richtigen Stelle ansetzen.“
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Anas Bitte: Respekt und Feingefühl gegenüber Paaren, die ebenfalls in einer Kinderwunsch-Behandlung sind
Im März wolle das Paar den nächsten Versuch starten, bis dahin muss sich Anas Körper noch etwas erholen. „Das braucht einfach noch etwas Zeit, sowohl für den Körper als auch für meinen Kopf, das Herz und die Psyche, um die Vorkommnisse erst einmal zu verarbeiten und sacken zu lassen.“ Aber: „Wir geben nicht auf, wir sind so viel stärker geworden über die letzten Monate. Ich glaube, wir sind kurz davor, den Schlüssel zum richtigen Weg zu finden.“ Sie haben vielleicht einen etwas längeren Weg vor sich, seien aber auf dem richtigen.
Eine Bitte hat die Influencerin noch: „Falls ihr jemanden in eurem Umkreis habt, wo ihr vermutet, dass es etwas schwieriger mit dem Thema Kinder oder Kinderwunsch werden könnte, bitte seid so respektvoll und sensibel, wie es nur geht.“ Sie kenne diese ganzen gut gemeinten Sätze „Ihr müsst euch einfach mal entspannen“ oder „Fahrt mal in den Urlaub“ oder „Beim nächsten Mal klappt es bestimmt“. „Aber das bringt einem in so einer Situation gar nichts!“, sagt Ana. „Das impliziert nur, dass die Betroffenen sich noch mehr Mühe geben müssen, sich zu entspannen und dass es an einem selber liegt, dass es nicht klappt.“ Das löse im Endeffekt nur noch mehr Druck aus.
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Ob und wann Anas nächstes Update zu ihrer Kinderwunschbehandlung kommt, steht noch nicht fest. Das Paar wolle auf sein Bauchgefühl hören und erst erzählen, wenn es sich richtig anfühlt. (jbü)