Das Prinzip von echten Macho-Männerfilmen ist einfach: Man nehme eine bis in die Fingerspitzen durchtrainierte Kampfmaschine, bewaffne sie bis auf die Zähne mit Maschinengewehr, Handgranaten und Guerillamesser und stelle ihr eine Truppe unerschrockener und ebenso knallharter Elitesoldaten an die Seite. Und während sie in einem einzigartigen Materialkrieg LKW-Ladungen von Munition verballern, lässt man sie so spritzige, ja fast schon philosophische Dinge sagen wie “Wenn es blutet, können wir es töten“ oder “Hey, du blutest“ - “Ich hab keine Zeit zu bluten“.
Auch Filmemacher Robert Rodriguez hat sich jetzt an einem solchen Hau-drauf-Film versucht, hat die fünfte Fortsetzung vom Schwarzenegger-Klassiker “Predator“ von 1987 produziert - und sich dabei ziemlich übernommen. Er schafft es nicht, die Seele auf die Leinwand zu transportieren, die “Predator“ einst berühmt gemacht hat. Zwar gibt es viele Parallelen zum Original, aber die sind so plump umgesetzt, dass der sechste Teil höchstens als billiger Abklatsch durchgehen kann.
Was dem Film aber das Genick bricht, sind die unsympathischen Charaktere. Denn obwohl Haudegen wie Arnie und Co. knallharte Killer verkörperten, hatten sie immer auch eine menschliche und liebenswerte Seite. Die kommt bei ’Predators’ zu kurz und verwehrt dem Zuschauer so einen echten Zugang. Zudem haben sich so viele Filmfehler eingeschlichen, dass man am Ende nur noch damit beschäftigt ist, Äußerungen wie “Das ist doch totaler Schwachsinn“ oder “völlig unrealistisch“ von sich zu geben, statt der Handlung zu folgen. Das Gute ist: Verpasst hat man dadurch nicht wirklich viel, denn die Story ist genauso platt wie die einfallslosen Klischee-Charaktere, die testosteronverstrahlt durchs Unterholz stampfen. Einzig Charakterdarsteller Adrien Brody überzeugt als Söldner Royce und bringt ein bisschen “Rambo“-Flair in die Gegenwart.
Eine Gruppe gewalttätiger Killer aus allen Teilen der Welt landet per “Luftpost“ auf einem fremden Planeten. Grund: Sie sollen bei einer grausamen Treibjagd von den Predators zur Strecke gebracht werden. Aber auch die Gejagten sind mit allen Wassern gewaschen, weil sie in ihrer Welt menschliche Predators sind: japanische Jakuza, Mitglieder des Todesschwadrons, Söldner, Massenmörder. Es beginnt der vielbeschriebene Kampf auf Leben und Tod, bei dem am Staraufgebot nicht gespart wurde. Trotzdem können auch Danny Trejo, Laurence Fishburne und natürlich Brody nicht über die lahme Story hinweghelfen.
Viel interessanter sind dagegen die Filmfehler. Leider haben es die Drehbuchautoren Alex Litvak und John Thomas beim Schreiben des “Predators“-Scripts scheinbar ziemlich eilig gehabt. Eine kleine Auswahl (von den Klassikern: ein scheinbar unbegrenzter Vorrat an Munition und Immunität gegen Hunger und Durst, mal abgesehen): Isabelle (Alice Braga) ist mit einem Scharfschützengewehr unterwegs, mit dem normalerweise Ziele auf bis zu zwei Kilometer Entfernung eliminiert werden. Sie ist jedoch in der Lage, auch auf unter hundert Metern zu treffen. Unmöglich, da die Visiereinrichtung so stark vergrößert, dass man auf diese Distanz rein gar nichts sehen könnte - schon gar nicht in einem dicht bewachsenen Dschungel. In einer anderen Szene tappt Edward (nicht überzeugend: Topher Grace) in eine Art Bärenfalle, wobei ihm der halbe Fuß abgerissen wird und er sich nur noch mit Hilfe fortbewegen kann. Fünf Minuten später läuft er wieder lässig durchs Geäst. Spontane Wunderheilung?
Diese Unstimmigkeiten sind nur ein Spiegelbild der insgesamt eher dürftigen und lieblosen Fortsetzung. Zwar merkt man, dass die Produzenten die Macho-Männerfilme lieben und sich entsprechend mit dem strengen Muster der alt gedienten Klassiker auskennen. Doch es fehlt an abgebrühten Dialogen, Atmosphäre, actiongeladener Spannung, Überraschungsmomenten und irgendwann gehen einem die übertriebenen Bassstimmen der Protagonisten doch ziemlich auf die Nerven. Fazit: Langweiliges B-Movie. Nur zu empfehlen für hartgesottene Fans und all diejenigen, die Spaß daran haben, Filmfehler zu suchen.