"Wollte alles und noch mehr"

Absturz, Therapie und Neuanfang : Lena Meyer-Landrut packt über dunkelste Phase ihrer Karriere aus

Lena Meyer-Landrut feiert ihr ESC-Jubiläum auf Instagram
Lena Meyer-Landrut spricht ausführlich über die dunkelste Zeit ihrer Karriere © imago images/Future Image/Frederic Kern, SpotOn

Wo Lena Meyer-Landrut (31) auftaucht, kreischen die Fans. Seit dem Eurovision Song Contest 2011 gehört sie zu den beliebtesten Sängerinnen des Landes. Doch sechs Jahre nach ihrem großen Durchbruch stürzte Lena in ein tiefes und dunkles Loch aus Erschöpfung und Selbstzweifeln. Die Gründe für ihre persönliche Auszeit und wie sie die Phase gemeistert hat, hat sie jetzt erstmals ungeschönt ehrlich erzählt.

Lena Meyer-Landrut hat Gefühle kommuniziert

Als Lena 2011 durch den ESC quasi über Nacht berühmt wurde, begann eine Phase, die ihr wenig später zum Verhängnis werden sollte. Sechs Jahre lang war Lena bereits im Musik-Business tätig, als ihr 2017 die Decke auf den Kopf gefallen ist, wie sie jetzt in Matze Hielschers Podcast „Hotel Matze“ verraten hat. Ihr sei einfach alles zu viel geworden und sie habe keine Kraft mehr gehabt, das Album, an dem sie zu der Zeit gearbeitet hat, fertigzustellen. „Ich wusste es einfach. In einem Moment war einfach der Schalter umgelegt und ich wusste: Ich brauche jetzt eine Pause, ich muss es jetzt wegschmeißen. Es gibt überhaupt gar keinen Grund, warum ich dieses Album mache.“

Stattdessen habe sie alles auf eine Karte gesetzt: „Ich bin eigentlich ganz gut darin, relativ transparent meine Gefühle zu kommunizieren und hab da wenig Scham“, gibt sie zu und erklärt, wie sie die schwere Situation gemeistert habe: „Bei jedem Partner, bei jedem Kontakt. Ich habe überall immer gesagt: Es fühlt sich überhaupt nicht richtig an. Es tut mir mega leid und wenn ich könnte, dann würde ich anders. Aber ich kann nicht, es geht einfach nicht, es ist nicht richtig.“ Ihr sei bewusst geworden, dass es ihr „super schlecht gehen“ würde, wenn sie einfach durchziehen würde und habe beschlossen, dass das für sie „keine Option“ sei.

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Obwohl sie mit ihrer Entscheidung gegen Verträge verstoßen hat, sei das Feedback durchweg positiv ausgefallen. Eine Sache sei ihr in dieser Zeit bewusst geworden: „Es kann gar nichts passieren. Man denkt immer: ‘Oh Gott’, aber es kann nichts passieren. Und so wichtig sind wir auch alle nicht.“ Das habe ihr geholfen, die Zeit durchzustehen.

Auszeit sinnvoll genutzt

Für Lena sei die Auszeit der Start in ein neues Leben gewesen, wie sie zugibt: „Ich habe das Gefühl, dass ich den Weg angefangen habe, bei mir zu sein, dass ich da angefangen habe, mich mit mir zu beschäftigen.“ Sie habe sich komplett um ihr Seelenleben gekümmert, entspannt und sei „zur Ruhe gekommen“.

Die Sängerin habe die Zeit außerdem für die wirklich wichtigen Dinge genutzt: „Also wenn ich mich richtig erinnere, würde ich sagen, dass ich da angefangen habe mit Therapie“, um ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, „und mit Chillen, Freunde treffen, mit dem Hund rausgehen...“ Ungefähr ein Jahr habe die Phase gedauert, in der sie sich nur stiefmütterlich um die Musik gekümmert habe. Doch irgendwann sei bei ihr der Funke wieder übergesprungen: „Dann irgendwann in einem Moment, wo man sich wieder bereit gefühlt hat, hat man Sachen aufgeschrieben. Und dann bin ich irgendwann nach einem Jahr angekommen und dachte mir: Ja, das ist das Album. So wird das Album. (...) Das war eine organische Entwicklung.“

„Only Love, L“, das sich 24 Wochen auf Platz 2 der Deutschen Album-Charts halten konnte, veröffentlichte sie dann im Jahr 2019. Seitdem geht es wieder bergauf – Schritt für Schritt und in Lenas eigenem Tempo.

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Auch ESC 2012 war schwierig für Lena

Mit Phasen, in denen sie sich und ihre Karriere nur wenig unter Kontrolle hatte, hatte Lena übrigens schon kurz nach dem ESC 2011 zu kämpfen. Ein Jahr später, als sie erneut bei der Musikveranstaltung antreten sollte, habe sie den Fame nicht mehr richtig verarbeiten können: „Es wurde mir zu viel, ich hab’s nicht gespürt, ich hab’s nicht kommen sehen. Und dann bin ich übers Ziel hinausgeschossen und wusste nicht, was das mit sich bringt.“ Damals habe sich Lena durch ihr zum Teil zickiges und unbeeindrucktes Verhalten ein falsches Image aufgebaut, ein regelrechter Shitstorm sei die Folge gewesen.

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Heute weiß sie genau, was damals schief gelaufen ist: „Ich hatte anscheinend nicht die richtigen Leute an meiner Seite, die mir gesagt haben: ‘Schalt mal einen Gang runter’.“ (cch)

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