'A Long Way Down': Schwarzhumorige Nick-Hornby-Verfilmung trifft den Nerv der Zeit

'A Long Way Down': Schwarzhumorige Nick-Hornby-Verfilmung trifft den Nerv der Zeit
Martin (Pierce Brosnan), Maureen (Toni Collette), Jess (Imogen Poots) und JJ (Aaron Paul) wollen ihrem Leben ein Ende setzen. © NICOLA DOVE

4 von 5 Punkten

Actiongeladene Blockbuster, herzerwärmende Liebesgeschichten oder lachkrampfverursachende Komödien – das ist die Art von Unterhaltung, die die Kinoleinwände dominiert. Doch was passiert, wenn man sich einem Tabuthema annimmt, diesem durch die richtige Prise schwarzen Humor die Schwere nimmt und daraus ein lebensbejahendes Abenteuer macht? Die Antwort darauf gibt 'A Long Way Down'. Die Tragikkomödie basiert auf dem gleichnamigen Buch von Nick Hornby und ist die dritte Romanverfilmung des britischen Bestseller-Autors.

Von Alexandra Mölgen

Depressionen und Selbstmordgedanken bestimmen in der heutigen Zeit das Leben so vieler Menschen und trotzdem halten viele Betroffene ihre Probleme unter Verschluss. 'A Long Way Down' greift die bedrohliche Last dieser Menschen auf, und zeigt, ohne 96 Minuten lang negative Stimmung zu erzeugen, dass es ein Licht am Ende des Tunnels geben kann. Drehbuchautor Jack Thorne beschreibt den Film als ein "humorvolles Drama über Selbstmord", das aber in keiner Weise respektlos mit dem Thema umgeht. Zugegeben, das ist ein sehr schmaler Grad und das Konzept steht auf sehr wackligen Beinen. Doch mit dem richtigen Einfühlungsvermögen des Autors, der sehr sensiblen Umsetzung der Filmemacher und dem unglaublich talentierten Cast ist ein Werk entstanden, das den Zuschauer in der einen Minuten noch lauthals lachen lässt und in der nächsten von Traurigkeit erfüllt.

Traurigkeit ist auch die Emotion, die zu Beginn des Films bei dem Zuschauer erzeugt wird. Vier verschiedene Menschen, vier verschiedene Schicksale und doch haben sie ein gemeinsames Ziel: sie alle wollen sich in der Silvesternacht vom Londoner Topper's Tower in den Freitod stürzen. Martin Sharp (Pierce Brosnan, 'James Bond 007') war einst ein beliebter Fernsehmoderator, dem nach einer Affäre mit einer Minderjährigen allerdings nicht nur ein kurzer Aufenthalt hinter schwedischen Gardinen blühte, sondern auch der öffentliche Untergang. Maureen (Toni Collette, 'Hitchcock') ist, angesichts der Tatsache, sich alleine um ihren behinderten Sohn kümmern zu müssen, völlig überfordert und hilflos. Die Politikertochter Jess (Imogen Poots, 'Need for Speed') hat Liebeskummer und rebelliert gegen ihre Eltern. Komplettiert wird das Quartett durch Pizzaboy JJ (Aaron Paul, 'Breaking Bad'). Er ist eine verlorene Seele, die nach etlichen Misserfolgen mit seiner Band nichts mit sich anzufangen weiß und nach dem Sinn des Lebens sucht.

'A Long Way Down' mit Pierce Brosnan, Toni Collette, Aaron Paul und Imogen Poots
Gemeinsam stark: Das Quartett beschließt, dem Leben eine zweite Chance zu geben. © Nicola Dove

Doch als wolle das Schicksal den vier Gleichgesinnten noch eine zweite Chance geben, lässt sie ihr Zusammentreffen in schwindelerregender Höhe das waghalsiges Vorhaben überdenken. Sie schließen einen Pakt, der ihnen verbietet, sich bis zum Valentinstag das Leben zu nehmen. In den darauffolgenden sechs Wochen beginnt für die vier vom Leben Gezeichneten eine Achterbahnfahrt der Gefühle, bei der ihr Vorhaben nicht unentdeckt bleibt …

Wo, wenn nicht in England, hätte man solch einen Film drehen können? Der typisch britische Humor, der das sensible Thema aufmischt, entfaltet in dieser Umgebung genau die erzielte Wirkung. Deshalb ist es auch wärmstens zu empfehlen, den Film im Originalton zu sehen. Zusätzlich zu ihrem emotionalen und wandlungsfähigen Schauspiel, setzen die vier Hauptdarsteller mit ihren Akzenten und dem Klang ihrer Stimmen den Charakteren das Tüpfelchen auf dem i auf. Vor allem Pierce Brosnan und Imogen Poots entpuppen sich als die heimlichen Stars, deren Rolle ihnen wie auf den Leib geschnitten ist.

Natürlich ist 'A Long Way Down' etwas abgedroschen und rückblickend betrachtet hätte man auf die ein oder andere überspielte, witzige Szene verzichten können. Auch der spontane Ausflug und die Geschehnisse auf Teneriffa wirken etwas befremdlich. Doch hätten die Zuschauer die vier lieber scheitern gesehen? Gewiss nicht! Die "Botschaft der Hoffnung", die die Macher der Bestsellerverfilmung vermitteln wollten, ist ihnen damit gelungen.

Kinostart: 03.04.2014

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