Beistand und Konstanz in schwierigen Zeiten
Wieso halten eigentlich manche Länder weiterhin an ihrer Monarchie fest? Ist das nicht altbacken? Steuerverschwendung? Wo liegt der Mehrwert? Fragen, die sich sicherlich einige dieser Tage stellen. Die Presse ist immerhin voll von Berichten über das Thronjubiläum der britischen Königin. Und in den nächsten Tagen dürfte das noch weitaus mehr werden.
Die Queen hat in ihrer 70-jährigen Regentschaft so einige Höhen und Tiefen erlebt. Ihr Umgang mit fünf außerordentlichen Ereignissen dürften dem britischen Volk trotz aller Widrigkeiten gezeigt haben: Ihre Königin ist selbst in dunklen Zeiten eine Konstante für sie.
Februar 1991: Ansprache zum Golfkrieg
Als vor über dreißig Jahren, Anfang 1991, eine von den USA angeführte Koalition in den Golfkrieg eingriff, war auch das britische Volk plötzlich in einen Krieg verwickelt, der zuvor eigentlich tausende Kilometer entfernt wütete. Die Bilder von Bomben und Zerstörung dürften vor allem bei den älteren Briten für schmerzliche Erinnerungen gesorgt haben.
Es war das erste Mal, dass sich die Queen in einer außerordentlichen TV-Ansprache an ihr Volk richtete. Und erst das zweite Mal in der britischen Geschichte, dass ein Regent dies überhaupt tat! 1939 hatte schon Elizabeths Vater, König George VI., das Volk auf den Zweiten Weltkrieg einstimmen müssen. 52 Jahre später lag es an der Königin, den Einwohnern ihres Landes Mut zu machen in diesen ungewissen, angsteinflößenden Zeiten. Und von Hoffnung für eine bessere, friedliche Zukunft zu sprechen.
September 1997: Rede zum Tod von Prinzessin Diana
Nur sechs Jahre später stand das britische Volk wieder unter Schock. Ende August 1997 verstarb Lady Diana (†36), die informelle „Königin der Herzen“, plötzlich bei einem tragischen Autounfall in Paris. Der Queen wurde von vielen fehlendes Mitgefühl vorgeworfen. Bei vielen Briten schlug die Trauer in Wut über. Eine Gefahr für die Monarchie.
In ihrer zweiten außerplanmäßigen TV-Ansprache zeigte sich die Königin am Abend vor der Beerdigung in trauerndem Schwarz. Sie präsentierte sich ihrem Volk als „Königin und Großmutter“ und sprach der verstorbenen Diana ihren Respekt aus. Es war ihre bis dahin persönlichste Ansprache, die sie mit folgenden Worten abgeschlossen hat: „Möge jeder Einzelne von uns Gott danken für jemanden, der viele, viele Menschen glücklich gemacht hat."
April 2002: Rede zum Tod ihrer Mutter, Queen Mum
Kaum fünf Jahre später richtete sich die Königin abermals an ihr Volk, nachdem ihre Mutter, die frühere Königin Elizabeth – besser bekannt als „Queen Mum“, im Alter von 101 Jahren verstorben ist. Mehr noch als bei ihrer Ansprache zum Tod von Diana, zeigte sich die Queen hier von ihrer nahbaren Seite – und bewies ihrem Volk, wie wichtig der große Zusammenhalt ihrer Nation sei.
Die Rede zeichnete sich vor allem durch die große Dankbarkeit der Königin aus, die sie ihrem Volk aussprach: „Das Ausmaß der Anteilnahme, die viele von Ihnen meiner Mutter entgegenbringen, war überwältigend. Ich habe großen Trost aus so vielen individuellen Taten der Freundlichkeit und des Respekts gezogen.“ Nicht nur das Volk, auch eine Königin zieht aus dem Zusammenhalt einer Nation Kraft. Ein wichtiges Zeichen.
Juni 2012: Ansprache zum 60-jährigen Thronjubiläum
Vor ziemlich genau zehn Jahren folgte dann eine weitere außerplanmäßige Ansprache im TV. Anlässlich ihres Diamantenen Thronjubiläums war es der Königin erneut ein Anliegen, ihrem Volk Dank auszusprechen. „Es hat mich tief berührt, so viele tausend Familien, Nachbarn und Freunde in einer so glücklichen Atmosphäre zusammen feiern zu sehen", sagte die damals 86-Jährige.
Zum ersten Mal nutzte Queen Elizabeth damit ihre TV-Ansprache für ein freudiges Ereignis. Den Zusammenhalt, den das britische Volk während all der Höhen und Tiefen der vergangenen Jahre durchgestanden hatte, galt es auch zu feiern.
April 2020: Rede zur Corona-Pandemie
Vor gut zwei Jahren, als das Coronavirus weltweit um sich griff, wählte die Königin erneut die TV-Ansprache als ihr Sprachrohr, um den Menschen in ihrem Königreich Mut zuzusprechen und Ängste zu nehmen. Auch ihr grünes Kleid wollte wohl unterstreichen, was die Queen hoffnungsvoll aussprach: „"Bessere Tage werden zurückkehren: Wir werden wieder bei unseren Freunden sein. Wir werden wieder bei unseren Familien sein, wir werden uns wiedersehen.“
Einmal mehr bewies die Königin damit ihre wichtige Funktion: Als Hoffnungsbringerin und Konstante. In guten wie in schlechten Zeiten. Das britische Volk wird seine Königin dafür in dieser Woche ordentlich feiern.
Frauke Ludowig meldet sich mit einem "Exclusiv Spezial"
„Ein Leben für die Krone - Das Queen-Jubiläum“ - die Sondersendung startet am 2. Juni um 11 Uhr bei RTL und auf RTL+. RTL-Moderatorin Frauke Ludowig schaltet unter anderem live nach London zu RTL-Royal-Experte Michael Begasse. Außerdem gibt es ALLE Highlights zum Nachlesen und Nachgucken hier im Liveticker.(vne)