"50/50 - Freunde fürs (Über)Leben" - Filmkritik

3,5 von 5 Punkten
Wie lustig kann und darf ein Film sein, in dem ein Krebskranker nur 50 Prozent Überlebenschance hat? Regisseur Jonathan Levine hat sich gedacht: Machen wir auch beim Genre 50/50 – Hälfte Komödie, Hälfte Drama. Ob sein Konzept aufgeht? Er hat zumindest schon mal eins richtig gemacht: den hinreißenden Joseph Gordon-Levitt für die Hauptrolle verpflichtet.
Er braucht nur einmal herrlich pflichtbewusst in die Kamera zu schauen, wenn er als Adam Lerner brav erst bei Grün über die Straße geht, obwohl weit und breit kein Auto zu sehen ist, und der Zuschauer ist sicher: Es ist die größte Gemeinheit überhaupt, dass ausgerechnet diesen unschuldigen Burschen eine potenziell tödliche Krankheit erwischt. Adam ist Radiojournalist mit Idealen und gerade mal 27. Und nun soll es das vielleicht schon gewesen sein?
Mit wem soll Adam über seine Probleme reden? Seine Freundin Rachel (Bryce Dallas Howard) will nicht mit in die Klinik zur Chemotherapie. Adams Mutter (Anjelica Huston) neigt zu Gluckengehabe und hat genug mit seinem alzheimerkranken Vater zu tun. Die Kliniktherapeutin (hübsch unsicher: Anna Kendrick aus der ‚Twilight‘-Serie) strotzt nur so vor Unerfahrenheit. Bleibt Adams bester Freund Kyle (herrlich ungeniert: Seth Rogen), der in Adams Erkrankung vor allem eine Chance sieht, Bräute aufzureißen.
Erfrischend anders

Die erste Hälfte des Films bezieht ihre Lacher vor allem aus der Unsicherheit der Beteiligten, was allerdings ein bisschen wenig ist für ein solch komplexes Thema. Nur 50 Prozent der galgenhumorigen Gags zünden, und das, obwohl alle Schauspieler wirklich überzeugend agieren. Dann muss Jonathan Levine mit seinem heiklen Thema doch noch die Kurve zur Ernsthaftigkeit kriegen. Wenn es plötzlich ernst und hochemotional wird, fühlt sich der Zuschauer plötzlich wie in einem anderen Film. Dazu war es vielleicht nicht die geschickteste Wahl, die Geschichte aus der Sicht des Krebspatienten zu erzählen.
So ist Levines ‚50/50 – Freunde fürs Überleben‘ sicher nicht der große Wurf, aber lobenswert für den Ansatz, das Thema einmal erfrischend anders und unemotional anzugehen, auch wenn das nicht ganz bis zum Ende durchgehalten wird. Und die begeistert aufspielenden Hauptdarsteller, allen voran Joseph Gordon-Levitt, machen den Film allemal sehenswert.
Von Mireilla Zirpins