300: Rise of an Empire mit Eva Green und Rodrigo Santoro: Bildgewaltiges Gemetzel auf Kosten der Charaktere

1,5 von 5 Punkten
Halbnackte Männer, die bis zum letzten Atemzug kämpfen, halbgare historische Fakten und Dialoge, die kaum von Belang sind: Das ist schon fast alles, was Kinogänger von dem vermeintlichen Epos '300: Rise of an Empire' erwarten dürfen. Ein Ass zaubert Regisseur Noam Murro aber doch aus dem Ärmel und beweist mit Liebe zum (3D-)Detail sein Händchen für monumentale Bildeindrücke.
Von Alexandra Hinske
Während die Spartaner in '300' gegen Perserkönig Xerxes (erneut dargestellt von Rodrigo Santoro) und seine Armee in die Schlacht ziehen, kämpfen die Griechen parallel gegen die persische Seemacht. Obwohl seine Truppe in der Unterzahl ist, gelingt es dem griechischen General Themistokles (Sullivan Stapleton, 'Gangster Squad') immer wieder, die Perser in Schach zu halten. Artemisia (leidenschaftlich gespielt von Eva Green, die den meisten Zuschauern aus 'Casino Royale' bekannt sein dürfte), die rachsüchtige Kommandeurin der persischen Flotte, ist beeindruckt und will Themistokles zum Überlaufen bewegen. Nachdem sie sich bei einem Treffen zunächst wie Tiere beschnuppern, fallen die Gegner an - oder besser auf - dem Verhandlungstisch dann aber erst einmal übereinander her. Kurios, dass einem als Zuschauer am Ende ausgerechnet diese Szene im Gedächtnis bleibt. Themistokles, ganz loyaler Grieche, schlägt ihr Angebot aus und das Techtelmechtel findet ein abruptes Ende. Davon zusätzlich angestachelt, holt Artemisia zum – wie sie denkt - finalen Schlag aus …
Eva Green überzeugt mit Inbrunst und Ironie

Dass die mitunter platte Erzählweise der Story durchaus ein Streitthema sein kann, war nach dem ersten Teil '300' kaum anders zu erwarten. Tatsache ist aber, dass die historischen Fakten dieser ursprünglich wahren Geschichte in '300: Rise of an Empire' lediglich in Eckdaten dargestellt werden. In Off-Kommentaren werden den Zuschauern zwar zwischendurch Hintergrundinformationen geliefert, die historischen Wahrheiten bleiben aber auf der Strecke.
Ein ähnliches Schicksal erleiden auch die Figuren, insbesondere die der Griechen. Über Themistokles, der in dem Epos eigentlich die Hauptrolle einnimmt, erfahren die Zuschauer lediglich während seines Intermezzos mit Artemisia ein paar Details. Ansonsten bleibt er ein unbeschriebenes Blatt. Immerhin wird seiner Gegenspielerin mehr Erzählspielraum geboten, den Schauspielerin Eva Green gut nutzt. Ihre inbrünstige Verkörperung der kaltblütigen Kriegerin Artemisia kann jedoch nicht ohne einen Hauch von Ironie wahrgenommen werden. Dazu tragen auch die fast durchweg mauen Dialoge aller Figuren bei, bei denen sich der Zuschauer wieder nach den blutigen Kampfszenen zurücksehnt.
Dank der visuellen Effekte samt 3D-Umsetzung und seinem Blick für technische Feinheiten, erschafft Regisseur Noam Murro mit '300: Rise of an Empire' aber dennoch ein bildgewaltiges Action-Spektakel. So gelingt es ihm beispielsweise, die Todesangst eines Pferdes, dessen Reiter in der Schlacht angegriffen wird, allein durch eine Großaufnahme seines Auges in Zeitlupe, förmlich greifbar zu machen. Gleichzeitig wird jeder Blutspritzer und jeder Schwerthieb, der auf Schild oder Körper des Gegners landet, inszeniert. Murro entgeht in der visuellen Umsetzung nicht ein Detail und reizt die Effekte bis zum Ende aus, um die blutigen Schlachten noch plastischer wirken zu lassen.
Fans des ersten '300'-Teils kommen bei dem bildgewaltigen Epos ebenso auf ihre Kosten wie Liebhaber von visuellen und 3D-Effekten. Diese sollten aber weder zartbesaitet sein, noch großen Wert auf Inhalt und Dialoge legen.
Kinostart: 06.03.2014
Bildquelle: Warner Bros.