'13 Semester': War Ihr Studileben auch so langweilig?
Gags à la 'American Pie'? Fehlanzeige!

Harmlose Parties ohne Drogen, jahrelang dem gleichen Mädchen hinterherschmachten, ohne zum Zug zu kommen und eine handfeste Lernblockade – war Ihr Studileben auch so langweilig? Ohne hier aus dem Nähkästchen plaudern zu wollen: bei uns ging’s nicht halb so zahm zu, und wir haben keinen Film draus gemacht. Aber vielleicht ist das auch besser so.
Der blutjunge Regisseur Frieder Wittich, der erst 2005 die Filmhochschule beendete, müsste eigentlich noch wissen, wie wild es auf Erstsemesterparties hergeht und was man alles noch so machen kann, während man seine Vorlesung schwänzt. Aber er bietet uns mit seinem ersten Kinofilm keine Komödie mit Anzüglichkeiten à la „American Pie“, sondern eine brave Geschichte, die als Drama gut funktioniert, deren komische Momente aber leider nicht so zünden.
Platter Humor und keusche Studenten
Hauptdarsteller ist der sympathische Max Riemelt, der als Abiturient Momo bloß nicht Papis Gastschänke in Brandenburg übernehmen will und aus dem Dorfpief nach Darmstadt flieht - unter dem Vorwand, dort Wirtschaftsinformatik studieren zu wollen. Während sein bester Kumpel Dirk (schön schräg: Robert Gwisdek) stromlinienförmig durchs Studium strebt und sich zum ekelhaften Schleimer entwickelt, scheint der arme Momo von Anfang an im falschen Film zu sein. Im Seminar rafft er wenig, bei Kommilitonin Kerstin (Claudia Eisinger) punktet er zunächst noch weniger. Und nur bei ihr entwickelt er die notwendige Hartnäckigkeit, um zum Ziel zu kommen.
Ein Studi mit keuschen Liebesnöten und Lernblockaden ist nicht wirklich der beste Stoff, um die Menschen zum Lachen zu bringen. Und so zündet der manchmal etwas platte und bisweilen etwas zu stille Humor nicht immer. Dafür spielt Max Riemelt den verpennten Studi aus der Ostprovinz so überzeugend und mit so viel charmanter Unbedarftheit, dass er gut als Identifikationsfigur taugt. Man lacht also eher nicht, wenn er schon auf dem Hinweg nach Darmstadt mit seiner Rostlaube liegen bleibt, fiebert aber mit, dass er das Mädchen und den Abschluss doch noch kriegt.
Dass Frieder Wittich sich nicht nur auf die Examensphase und die Love Story konzentriert, sondern das ganze Studium in 13 Kapiteln erzählt (studieren denn diese Bachelors heutzutage überhaupt noch so lang?), ist eine ganz charmante Idee. Am besten funktioniert dieses Konzept allerdings bei den Semestern, die im Zeitraffer erzählt werden und die tatsächlichen Ereignisse mit Momos geschönter Erzählung konfrontieren. Zwischendrin kommen einem die nicht immer vollgepackten 102 Minuten manchmal so lang vor wie das eigene Studium. Dazu sind der Fachbereich Wirtschaftsinformatik und Darmstadt als Kulisse extrem unglamourös. So vergeht dem anvisierten jungen Zielpublikum doch glatt die Lust, ein Hochschulstudium aufzunehmen. Liebe Abiturienten, Uni kann echt viel unterhaltsamer sein, glaubt uns!
Von Mireilla Zirpins